Der Vortrag von Gunzelin Schmid Noerr findet am Donnerstag, den 10.07.2014 in der Heuscheuer (Nähe Marstall) in Heidelberg statt.
Der Prozess der gesellschaftlichen Aufklärung und Modernisierung war und ist verbunden mit einer Entzauberung der Welt. Dem Wirken übernatürlicher Kräfte wird durch Berechnung und Technologie die Kraft entzogen. Jedoch haben irrationale Vorstellungen auch in der Moderne eine erstaunliche Permanenz. Aberglaube und Vernunft scheinen sich sogar komplementär zueinander verhalten. Die Verschlingung von Rationalität und Irrationalität ist eines der zentralen Themen von Horkheimers und Adornos „Dialektik der Aufklärung“ und den von Adorno mit verfassten „Studien zum autoritären Charakter“, in denen es um die Sozialpsychologie des Vorurteils und des Ethnozentrismus geht. Ausgehend von diesen nun schon historischen Forschungen, die sich freilich als ungemein produktiv erwiesen haben, wird im Vortrag auch der Bezug zu heutigen Formen des Aberglaubens aufgezeigt.
Gunzelin Schmid Noerr ist Prof. für Sozialphilosophie und Ethik am Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach und Mitherausgeber der Gesammelten Schriften Max Horkheimers. Letzte Buchveröffentlichungen: Geschichte der Ethik (2006), Ethik in der Sozialen Arbeit (2012).