mit Tomasz Konicz
Donnerstag, den 19. Mai 2016 um 19:30 Uhr
Philosophisches Seminar, Schulgasse 6, Kantsaal
Der Ausbruch der Eurokrise markiert die Geburtsstunde des „Deutschen Europa“, in der die drückende ökonomische Überlegenheit der BRD in einen
politischen Führungsanspruch umgewandelt wurde. Merkel und Schäuble bestimmten den Kurs der europäischen Krisenpolitik, die sich weitgehend an den Interessen der deutschen Exportindustrie ausrichtete.
Tomasz Konicz ist Autor des Buches „Aufstieg und Zerfall des deutschen Europas“ und stellt an diesem Abend die Durchsetzung dieser rücksichtslosen Politik Berlins, die Europa entlang der Verwertungsinteressen des deutschen Kapitals transformierte, ebenso vor wie die verheerenden sozioökonomischen Folgen dieses deutschen Dominanzstrebens in der Peripherie der Eurozone. Sein Buch ist eine Generalabrechnung mit den deutschen Funktionseliten aus Politik und Wirtschaft. Sie verfolgen ein altes Ziel, an dessen Realisierung Deutschland bereits zwei Mal scheiterte: das Erreichen einer deutschen Hegemonie in Europa. Eine zu diskutierende Kernthese des Abends lautet daher: Die deutschen Funktionseliten unternehmen einen dritten historischen Anlauf, um die Position einer europäischen Hegemonialmacht zu erringen – wobei dieser dritte Griff nach der Macht in Europa mit ökonomischen Mitteln und Methoden, als eine Art Wirtschaftskrieg, geführt wird.