Redebeitrag zum Safe-Abortion-Day 2023

Liebe Genoss*innen, Freundinnen und Freunde, liebe Zuhörer*innen,

ich zitiere: „Wer eine Schwangerschaft abbricht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“ So lautet auch 2023 noch der Beginn des Paragraphs 218 im deutschen Strafgesetzbuch.

Wie viele Feminist*innen vor uns, und neben vielen – durch andere Paragraphen –  entrechten Schwestern weltweit, sagen wir:

Es ist an der Zeit, diese jahrhundertealte patriarchale Gesetzgebung abzuschaffen!

Auch wollen wir an all die denken, die dem Verbot der Abtreibung zum Opfer gefallen sind:

Sei es durch Komplikationen aufgrund falsch durchgefĂŒhrter AbbrĂŒche oder wegen Verletzungen durch unsichere und gefĂ€hrliche Methoden und UmstĂ€nde.

Auch denken wollen wir an die, die sich in der Verzweiflung aufgrund einer unerwĂŒnschten und fremdbestimmten Schwangerschaft entschieden haben, nicht mehr unter uns sein zu können.

In von MÀnnern dominierten Gesellschaften, bei uns aber auch anderswo, wird Frauen systematisch Gewalt angetan. Immer geht es darum, Frauen in ihrem Leben einzuschrÀnken, ihnen ihre Selbstbestimmung zu nehmen.

Und Warum? Weil freie Frauen gefĂ€hrlich sind. Sie sind gefĂ€hrlich fĂŒr die Macht- und HerrschaftsansprĂŒche von MĂ€nnern. Die Kontrolle ĂŒber den Körper von Frauen war schon immer ein Herrschaftsinstrument – das reicht von den mittelalterlichen Hexenverfolgungen ĂŒber die Gesetze, die Frauen lange Zeit in private Haushalte verbannten, bis zum Verbot von Abtreibungen, das bis heute in vielen LĂ€ndern gilt.

Verbote fĂŒhren nicht zu weniger Abtreibungen. Abtreibungen hat es immer gegeben, und es wird sie immer geben. Sie zu verbieten hat Folgen fĂŒr die Betroffenen: FĂŒr den Eingriff ins Ausland zu reisen ist teuer und aufwendig. Wenn Ärzt*innen trotz Verbots Abtreibungen durchfĂŒhren, gehen sie ein hohes Risiko ein.

Und es steigt die Gefahr von Komplikationen, wenn Schwangere unter Druck selbst abtreiben. Der DrahtkleiderbĂŒgel ist hierfĂŒr ein schmerzliches Symbol: Ihn sich selbst einzufĂŒhren ist eine gefĂ€hrliche Methode, die Frauen immer wieder angewandt haben, um selbst abzutreiben.

Die polnische feministische Aktivistin Karolina Więckiewicz [Witz-keh-witsch] sagt:

Eine Person, die nicht schwanger sein will, dazu zu zwingen, schwanger zu bleiben, ist Folter. Wer Abtreibungen verbietet, nimmt bewusst in Kauf, dass Frauen körperlich und psychisch leiden. Sie nehmen in Kauf, dass Frauen im Extremfall sterben. Wer Abtreibungen verbietet, tut Frauen systematisch Gewalt an!

Darum sagen wir heute, am Safe Abortion Day: Es muss endlich Schluss sein damit! Unsere Körper gehören uns. DarĂŒber, ob eine Schwangerschaft beendet wird, entscheidet die Schwangere selbst – kein religiöser Vertreter und kein Staat hat sich da einzumischen!

Jede dritte Frau macht in ihrem Leben die Erfahrung, ungewollt schwanger zu werden. Fast jede von uns kennt die Angst davor. Immer noch mĂŒssen Frauen die Kosten fĂŒr einen Abbruch selbst ĂŒbernehmen oder im Fall von Armut die Kosten durch aufwĂ€ndige AntrĂ€ge erstatten lassen. In der anstrengenden Situation einer ungewollten Schwangerschaft legt unser System Frauen systematisch zusĂ€tzlichen Mental Load in den Weg und macht es fĂŒr sie unnötig schwer.

Wir fordern Reproduktive Gerechtigkeit fĂŒr alle!

Das heißt auch, dass wir Fragen rund ums Kinderkriegen und Mutter- oder Elternschaft nicht als rein individuelle Entscheidungen betrachten, sondern immer auch die politischen und sozialen Rahmenbedingungen mitdenken mĂŒssen. Es wird sich nicht im luftleeren Raum fĂŒr oder gegen Mutterschaft oder Elternschaft entschieden!

Daher fordern wir die Schaffung von ökonomischen Bedingungen, unter denen alle Menschen die freie Entscheidung zu einer Elternschaft haben, unabhÀngig von ihrer finanziellen Lage. Umverteilung jetzt!

Zu dieser Umverteilung gehört die Reproduktionsarbeit in unserer Gesellschaft:

Das FĂŒreinander-Sorgen muss endlich als gesamtgesellschaftliche und wesentliche Aufgabe anerkannt und ausgestaltet werden. Das bedeutet eine kollektive und solidarische Organisierung von Care- und Sorgearbeit.

Reproduktive Gerechtigkeit zu fordern, bedeutet auch dagegen zu kÀmpfen, dass behinderten Menschen die Entscheidung zur Schwangerschaft oder Elternschaft vielerorts immer noch verwehrt wird!

Wir fordern selbstredend die Abschaffung des Paragraphen 218.

Wir fordern die uneingeschrĂ€nkte Möglichkeit, sich gegen eine Schwangerschaft entscheiden zu können, durch sichere kostenlose VerhĂŒtungsmittel. Durch legale, flĂ€chendeckende und kostenfreie Abtreibungsmöglichkeiten fĂŒr alle.

Wir fordern das Recht, schwanger zu werden und in sicheren und selbst gewÀhlten UmstÀnden zu gebÀren.

Wir fordern einen niederschwelligen Zugang zu gesundheitlicher Vorsorge und AufklĂ€rung. Die Angebote mĂŒssen frei zugĂ€nglich sein und selbstbestimmt gewĂ€hlt werden können!

Wir kĂ€mpfen gemeinsam nicht nur fĂŒr ein paar Verbesserungen fĂŒr wenige, sondern fĂŒr ein gutes und selbstbestimmtes Leben fĂŒr alle!

Redebeitrag zur GEAS-Reform bei der Demo der SeebrĂŒcke HD am 20.06.23

  1. Was bedeutet die GEAS-Reform konkret fĂŒr Menschen auf der Flucht?

Dazu möchten wir zunĂ€chst die grausame Fluchtroute, die viele Menschen aus beispielsweise West- und Ostafrika auf sich nehmen mĂŒssen, skizzieren: Menschen sind gezwungen, ihr Zuhause, ihr vertrautes Umfeld zu verlassen. Die Fluchtursachen werden dabei mehrheitlich durch den globalen Norden ausgelöst. Kriege werden mit den Waffen gefĂŒhrt, die Deutschland zum Exportweltmeister machen. DĂŒrren und Überflutungen sind direkte Folgen von deutschem Kohleabbau. Unser kompletter Lebensstandard fußt auf der Beraubung und Ausbeutung der Menschen im globalen SĂŒden. Menschen fliehen hiervor mit dem Ziel, dem Leid durch Krieg, Hunger und Ausbeutung zu entkommen. Dabei schaffen manche von den flĂŒchtenden Menschen es, tausende Kilometer unter sehr prekĂ€ren UmstĂ€nden hinter sich zu legen, um dann in einem der vielen Foltercamps zum Beispiel in Lybien zu landen. Daraufhin entkommen einige wenige diesen Folter- und ZwangsarbeitsstĂ€tten, um ĂŒber das Mittelmeer um ihr Leben zu schwimmen. Diejenigen, die ĂŒberleben, kommen in Europa an, mit tief eingeschriebenen Traumata in ihren Körpern und Köpfen. Und was passiert in Europa? Sie kommen ins GefĂ€ngnis, werden von der Polizei misshandelt, mĂŒssen unter menschenunwĂŒrdigen Bedingungen in Lagern leben – das ist kein Geheimnis, wir wissen von den VerhĂ€ltnissen auf Lesbos, in Calais, Ventimiglia, Bosnien und in anderen Lagern. Diese Lager sind nicht, wie es immer propagiert wird, als kurzfristiger Aufenthalt gedacht, sie bestehen seit Jahrzehnten und halten die Menschen gezielt zurĂŒck.

Bisher war diese gezielte Einknastung und der Entzug des Menschenrechts auf Asyl in Europa illegal. Die GEAS-Reform bedeutet, dass diese MenschenrechtsbrĂŒche jetzt legalisiert sind. FlĂŒchtende Menschen, darunter auch Kinder, haben nun in Europa faktisch kein Recht mehr auf ein sicheres Leben. Und um die PerversitĂ€t dieser Reform noch zu steigern, können schutzsuchende Menschen ohne Zugang zu einem Asylverfahren nun in Staaten, in denen sie noch nie zuvor gewesen sind, abgeschoben werden. Und selbst wer den unfassbar schwierigen Weg beispielsweise bis nach Deutschland schafft, hat es bei weitem nicht geschafft, dem zerstörenden Alltag zu entkommen. Retraumatisierende Asylverfahren, drohende Abschiebungen, rassistische Diskriminierung in vielen Situationen des tĂ€glichen Lebens und berechtigte Angst vor Gewalt von Seiten der Polizei — all das ist, das wissen wir alle, Alltag, rassistischer Normalzustand.

Mit den Neubestimmungen im europĂ€ischen Asylverfahren sind die letzten Standards gebrochen, die trotz der steten Aushöhlung des Asylrechts in den letzten Jahrzehnten noch Bestand hatten. Die Reform wird in den nĂ€chsten Jahren unglaubliche Gewalt, Tod und EntwĂŒrdigung bedeuten. Alleine dieses Jahr sind schon circa 2000 Menschen bei ihrer Flucht ĂŒber das Mittelmeer ertrunken. Und damit ist nur eine Route von den vielen benannt, die tödlich endet. Alle Fluchtrouten nach Europa werden noch gefĂ€hrlicher, das Leid an den Grenzen Europas noch grĂ¶ĂŸer.

  1. Wie konnte es dazu kommen?

Seit Anfang der 90er wird das Asylrecht in Deutschland immer weiter verschĂ€rft. Dabei ist interessant, darauf zu blicken, in welchem gesellschaftlichen Klima es zu diesen Einschneidungen in Grundrechte kam. Denn schon lange vor der GEAS-Reform bestimmen rassistische Denkmuster die deutsche und europĂ€ische Asylpolitik. Anfang der 90er begehen Nazis zusammen mit Anwohner*innen in Rostock das grĂ¶ĂŸte rassistische Pogrom der deutschen Nachkriegsgeschichte. Dieses Pogrom reiht sich ein in die rassistischen AnschlĂ€ge Anfang der 90er in Solingen, Hoyerswerda, Mölln oder Mannheim-Schönau. Der Staat schaut zu, hilft wie in Solingen teilweise mit und reagiert in den Parlamenten, indem er 1993 das Grundrecht auf Asyl massiv einschrĂ€nkt. Die historische KontinuitĂ€t ist: rechte KrĂ€ft sind auf dem Vormarsch, die Regierung ist Teil davon. Außerdem haben wir in der Geschichte auch gesehen, dass Asylgesetze trotz verschiedener Parteien an der Macht in Deutschland stetig weiter verschĂ€rft werden.

Auch die menschenunwĂŒrdige GEAS-Reform setzen nicht die neofaschistische AfD und die rechte CDU durch, sondern die SPD, FDP und die GrĂŒnen. In den letzten Tagen haben grĂŒne und sozialdemokratische Spitzenpolitiker*innen versucht, diese Reform durch Falschinformationen als „solidarische“ Lösung zu kennzeichnen. Dieser zynische Versuch, der eigenen rassistischen Politik einen humanitĂ€ren Anstrich zu verleihen, ekelt uns an! Das Ganze zeigt uns außerdem erneut: wir können uns auf die herrschenden Parteien nicht verlassen! Jedoch sind es auch nicht einzelne Politikerinnen oder Faschist*innen, durch die es zu jenen menschenverachtenden ZustĂ€nden an den Außengrenzen kam. Wir leben in einem System, das ohne zutiefst ungerechte Macht- und Ressourcenverteilung entlang von Grenzen nicht existieren kann. Dabei ist genug fĂŒr uns alle da, nur die Reichen können wir uns nicht leisten.

So sehr es nach Irrsinn ausschaut, dahinter steht ein logisches Denken basierend auf Grenzen. Ein Denken das ein -Wir- gegen -die Anderen- befeuert. Ein Denken, das besagt: Du dort, ich hier. Mit dieser Logik wirken Grenzen, Abschottung, Konkurrenz und Volksgemeinschaften auf uns natĂŒrlich. Diese Logik macht Nationen und NationalitĂ€ten, ReisepĂ€sse und Visa, Waffenexporte und Profitmaximierung zu einer SelbstverstĂ€ndlichkeit. Es soll selbstverstĂ€ndlich sein, dass ein Strich auf der Landkarte darĂŒber entscheidet, ob Menschen, die um ihr Leben schwimmen, sterben gelassen werden oder nicht. Daher gilt es fĂŒr uns endlich zu begreifen, wie zufĂ€llig es ist, wo wir geboren sind, und wie zutiefst ungerecht es ist, dass manche Menschen alles besitzen und andere nichts. Grenzen und Nationen sind zerstörerisch, sie zementieren Ungerechtigkeit und Rassismus.
Wir haben also gesehen, dass es wenig Unterschied macht, was wir wĂ€hlen: Das System, in dem wir leben, kann nicht ohne MenschenrechtsbrĂŒche bestehen — egal mit welcher Regierung.

  1. Was können wir dagegen tun?

Wir können uns gemeinsam solidarisch organisieren! Die Machtlosigkeit, die viele von uns dem Ganzen gegenĂŒber fĂŒhlen, ist politisch gewollt. Wenn es möglich ist, ausbeuterische Kapitalinteressen als unantastbar, als naturgegeben zu prĂ€sentieren, dann bietet diese Unantastbarkeit eine sehr gute Grundlage dafĂŒr, Widerstand unsichtbar zu machen. Aber wir sind hier, es gibt Widerstand. Und dieser Widerstand kann nicht hier auf einer Demo stehenbleiben. Es geht um tausende Menschenleben, es geht darum, in welcher Welt wir leben wollen. Unsere Antwort auf den rassistischen Normalzustand muss lauten: solidarische Strukturen aufbauen, die ungerechte Verteilung des Reichtums angreifen und die Festung Europa einreißen. Also organisiert euch, ob in der interventionistischen Linken, bei der SeebrĂŒcke oder in anderen Gruppen. Lasst uns gemeinsame die falsche Logik dieses Systems entblĂ¶ĂŸen und so der Unantastbarkeit des Systems Kratzer verleihen.

Trotz alledem gibt es uns Hoffnung, dass wir in den letzten Wochen europaweit mit vielen Menschen und Gruppen gemeinsam auf der Straße sind und bleiben. Wir hoffen deshalb, dass wir heute nicht das letzte Mal mit euch gegen diese Politik auf der Straße sind. Lasst uns uns weiterhin und so lange wie nötig gemeinsam gegen die rassistische Asylpolitik der EU stellen! Lasst uns dabei nicht vergessen: Diese ZustĂ€nde sind von Menschen konstruiert! Und das bedeutet, sie können auch von Menschen verĂ€ndert werden!
In diesem Sinne: SolidaritÀt mit allen Menschen, die sich auf der Flucht befinden!

We are here and we will fight – freedom of movement is everybody’s right!

Redebeitrag zum 5.Mai: Protesttag der Behindertenrechtsbewegung

Ein Plakat mit der Aufschrift “SELBST-BE-STIMMEN” liegt auf dem Boden.

[Den Redebeitrag findet ihr hier in leichter Sprache bei unseren Freunden von Fytili]

Liebe Menschen,

wir sind von Akut+C, der Interventionistichen Linken und sind heute hier, um die ableistischen Barrieren in unserer Gesellschaft mit euch gemeinsam aufzubrechen. Als Feminist*innen möchten wir ĂŒber die Mehrfachdiskriminierung von behinderten und neurodiversen Menschen sprechen. Wir mĂŒssen aber auch darĂŒber sprechen, sich im Feminismus gezielter mit Ableismus zu beschĂ€ftigen. Sonst gibt es keine Gerechtigkeit fĂŒr alle.

Liebe Menschen,

Obwohl es alle Lebensbereiche, den eigenen Körper, die eigene Psyche betrifft und unser Verhalten bestimmt, reden wir zu wenig darĂŒber. Das dahinter liegende Wertesystem wie ein Mensch auszusehen hat ist so tief in uns verankert, das wir die sexistischen und ableistischen ZustĂ€nde als NormalitĂ€t betrachten. 

Wir mĂŒssen aber verstehen, wie kapitalistische Vorstellungen unsere Gesellschaften bestimmen. Denn sowohl Alter, körperliche Verfassung, Gesundheit und Geschlecht werden immer bedeutsamer und entscheiden ĂŒber die Verteilung von Ressourcen. Daher wollen wir die Reproduktion dieser Wertvorstellungen und Barrieren infrage stellen. 

Wenn wir ĂŒber Menschen mit „besonderen BedĂŒrfnissen“ mĂŒsste eigentlich nach kurzer Zeit klar werden das wir ĂŒber die GrundbedĂŒrfnisse jedes Menschen sprechen!! Etwa den Zugang zu einem GebĂ€ude, zu Arbeit, Bildung, PrivatsphĂ€re, Hygiene, Versorgung, Sex. Aber selbst darĂŒber Entscheidungen zu treffen oder unabhĂ€ngig zu sein wird systematisch Frauen, Lesben, Intergeschlechtliche, Nicht-binĂ€re, transidente, agender Personen mit und ohne Behinderung enorm erschwert.

Wir möchten einige Beispiele nennen.

Als behinderte und neurodiverse Person wird man schon im Alltag, in der Schule, in den Behörden oder im Berufsleben nicht ernst genommen und an den Rand der Gesellschaft gedrĂ€ngt. 

Dabei spielt auch das zugeschriebene Geschlecht eine Rolle. 

Bei FLINTA* liegt die soziale Hauptverantwortung. Sie sind es die sich in erster Linie um die emotionale und körperliche Gesundheit anderer kĂŒmmern sollen. Wenn sie dann neben dieser ganzen Arbeit noch einem bezahlten Beruf nachgehen, werden sie auch noch schlechter bezahlt. Viele FLINTA* mit Behinderungen erleben oft auch eine Entsexualisierung. Das heißt sie werden nicht als Mensch mit Geschlecht wahrgenommen. Ihnen wird ihre SexualitĂ€t und Autonomie selbst ĂŒber ihr Geschlecht zu entscheiden, genommen. Besonders heftig ist, das Frauen mit Lernschwierigkeiten, die in Einrichtungen leben, hĂ€ufiger sterilisiert sind, auch wenn sie wenig oder keine sexuellen Kontakte haben. Ob die Frauen immer wissen, dass sie infolge der VerhĂŒtungspraxis keine Kinder bekommen können, ist unklar. Vielen von ihnen ist jedoch sehr deutlich, dass ihre Eltern nicht wollen, dass sie Kinder bekommen. Nahezu die HĂ€lfte aller sterilisierten Frauen in Einrichtungen gaben in einer Studienauswertung an, dass der Arzt/die Ärztin oder die Betreuungsperson gesagt habe, sie sollten sich sterilisieren lassen. Eine „informierte und freiwillige Zustimmung“ darf infolge dieser AusfĂŒhrungen in vielen FĂ€llen bezweifelt werden.

FLInTA erleben oft Gewalt, die sich in unterschiedlichen Formen Ă€ußert. Dazu gehören Beschimpfungen sowie körperliche und sexualisierte Gewalt. Viele Menschen mit Behinderung erfahren in ihrer Kindheit und Jugend sexualisierte Gewalt. Auch Diskriminierung und Gewalt in Einrichtungen der Behindertenhilfe gehören zum Alltag vieler Menschen mit Behinderungen. Die Strukturen in den Einrichtungen und in unserer Gesellschaft fördern und begĂŒnstigen  diese Gewalt.

Auch aus der Medizin hat man gelernt, dass es abweichende Körper, ungesunde Körper, zu heilen gilt. Ein Beispiel ist die PrĂ€nataldiagnostik, also die vorgeburtlichen Untersuchungen des Embryos bzw. Fötus. Die vorgeburtlichen Untersuchungen zielen nicht darauf ab, Erkrankungen zu erkennen und behandeln zu können. Sondern es geht vor allem darum Behinderungen beim Fötus zu entdecken bzw. auszuschließen. Hier beginnen die Probleme: Denn die Entscheidungen rund um PrĂ€nataldiagnostik werden extrem individualisiert. Als einzige Alternative zum Austragen der Schwangerschaft ist in dem Fall ein Schwangerschaftsabbruch aufgrund der Behinderung. Werdende Eltern sollen „frei“ und „selbstbestimmt“ entscheiden, können es aber eigentlich nur falsch machen: Entscheiden sie sich fĂŒr einen Schwangerschaftsabbruch wegen einer vorgeburtlich  diagnostizierten Behinderung, gelten sie als behindertenfeindlich. Entscheiden sie sich gegen die Inanspruchnahme von PrĂ€nataldiagnostik oder wissentlich fĂŒr die Geburt eines Kindes mit Behinderung, mĂŒssen sie sich dauernd rechtfertigen und werden von der Gesellschaft allein gelassen. 

In der Gesellschaft und besonders im Gesundheitssystem herrscht nach wie vor ein fehlerhaftes Bild von Behinderung vor. Behinderung wird mit Krankheit gleichgesetzt und viele verknĂŒpfen ein Leben mit Behinderung mit Leid und UnglĂŒck. Wer nichts leistet hat nicht das Recht zu leben – das ist ein kapitalistischer Leitspruch und wir wollen uns dem nicht beugen!

Wir mĂŒssen auch gegen den Ableismus in RĂ€umen die sich eigentlich fĂŒr DiversitĂ€t einsetzen kĂ€mpfen! 

Denn in feministischen Diskursen stecken oftmals noch behindertenfeindliche Strukturen. Nur in einer intersektional-feministische Gesellschaft, können schwangere Personen auch freie selbstbestimmte Entscheidungen GEGEN die Inanspruchnahme von PrĂ€nataldiagnostik und FÜR die Geburt eines Kindes mit Behinderung treffen.

Barrierfreie ZugĂ€nge schaffen in queeren und feministische (Safer)RĂ€ume. 

Die Vorstellung das Menschen mit Behinderung leiden wird durch mangelnde oder oft schlechte ReprĂ€sentation behinderter Menschen in den Medien aufrechterhalten. Statt den Fehler im Umfeld zu suchen, wird dieser der behinderten Person zugeschrieben. Was diesen Geschichten fehlt, ist die Systemkritik. Wir wollen und mĂŒssen eine Bewegung schaffen, die sich dagegen auflehnt. Das heißt Begriffe wie Ableismus zu kennen. So wird es uns leichter fallen, das System dahinter zu verstehen und sichtbar zu machen.

Wir fordern unter anderem

  • Reproduktive Selbstbestimmung und Antiableismus zusammendenken.                  
  • Unsere Privilegien checken und unsere eigene Behindertenfeindlichkeit reflektieren.                  
  • Eintreten fĂŒr eine antiableistische Gesellschaft, in der SorgeverhĂ€ltnisse nichthierarchisch und gerecht verteilt sind. 
  • Ein queeres barrierefreies Zentrum in Heidelberg!

Redebeitrag zur AntiRa Demo im April 2022

Liebe Genossinnen und Genossen, Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter, Hallo Heidelberg!

Wir stehen heute hier, um gegen die rassistische Asyl und Migrationspolitik der EU zu demonstrieren, gegen das vermeidbare Sterben im Mittelmeer, gegen illegale Pushbacks an Europas Grenzen. Zum wiederholten Male tun wir das. Seit dem Sommer der Migration 2015 zeigten sich die WidersprĂŒche ĂŒberdeutlich zwischen den angeblichen „europĂ€ischen Werten“ und der rassistischen Abschiebepolitik, dem mörderischen Treiben von Frontex im Mittelmeer und an den Außengrenzen, den Übergriffen auf Migrant*innen, die in Europa Schutz suchen.

Doch auch schon lange vor 2015 bestimmten rassistische Denkmuster die deutsche und europÀische Asyl- und Migrationspolitik.

WĂ€hrend in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg in der BRD ArbeitskrĂ€fte fehlten, wurden ca. 14 Mio. sogenannte „GastarbeiterInnen” nach Deutschland angeworben. Schon der Begriff „Gastarbeiter“ verdeutlicht das instrumentelle VerhĂ€ltnis der sog. „Deutschen“ gegen ĂŒber den „GĂ€sten“, die nur fĂŒr die Vermehrung des Reichtums nach Deutschland kommen sollten, um anschließend hoffentlich möglichst gerĂ€uschlos wieder in ihre HeimatlĂ€nder zu verschwinden. Der bierdeutsche Rassismus gegenĂŒber Minderheiten musste sich zu dieser Zeit weder am Stammtisch noch am Gartenzaun hinter neurechtem Intellektualismus verstecken.

Max Frisch sagte damals: „Man hat ArbeitskrĂ€fte gerufen, aber es kamen Menschen.“

Unter ihnen auch Aktivist:innen, die unter dem heutzutage umgekehrten Begriff der „Integration“ schon frĂŒh Teilhaberechte und Chancengleichheit einforderten. Erst in den 1970er Jahren werden in der deutschen Migrationspolitik sogenannte Integrationsbeauftragte eingesetzt, die wohl aber eher die Assimilation – Gleichmacherei – die totale Anpassung der Minderheit in eine vermeintliche „Mehrheitsgesellschaft“ zum Ziel hatten.

Doch mit einer tatsĂ€chlichen Anpassung an den herrschenden Lebensstandards, der Anpassung an die Rechte und Möglichkeiten, einer politisch gewollten Schaffung von Teilhabechancen war es nun doch nicht so weit her: Rassifizierte Menschen – also Menschen, denen Rassismus widerfĂ€hrt – werden damals wie heute in der deutschen Gesellschaft zusĂ€tzlich auch klassistisch diskriminiert: Sie sind eher betroffen von Armut, werden in Bildungsinstitutionen wie Schule und UniversitĂ€t schlechter bewertet, bei der Wohnungs- oder Arbeitssuche benachteiligt oder von staatlichen Institutionen oder Mitmenschen diffamiert, z.B. indem Sie schneller als unwillig oder faul beschimpft werden.

So ist es heute wie damals fĂŒr viele BĂŒrger:innen wohl einfacher ihre Wut ĂŒber die ausbeuterischen VerhĂ€ltnisse durch Rassismus zu kanalisieren, als die ungerechten VerhĂ€ltnisse als solche in Frage zu stellen.

Der zum Teil offen zur Schau, zum Teil subtil mitgetragene Rassismus gipfelte in tatsĂ€chlichen Vernichtungsversuchen wie den Pogromen von Rostock-Lichtenhagen, Hoyerswerda, Mölln, Mannheim-Schönau Anfang der 90er Jahre. Der deutsche Mob tobt – die Polizei steht daneben – die Politik handelte: Sie schafft 1993 das Grundrecht auf Asyl faktisch ab.

Trotz verschiedener Parteien an der Macht wurden die Asylgesetze in Deutschland stetig weiter verschĂ€rft. So waren es beispielsweise die GrĂŒnen unter Kretschmann, die die Einstufung der LĂ€nder Mazedonien, Serbien, Bosnien & Herzegowina und Albanien, Montenegro und Kosovo als „sichere HerkunftslĂ€nder“ möglich machten. Und das obwohl dort immer noch Menschen, vor allem Sinti*zze und Roma*nja verfolgt werden.

Eine Gesellschaft, die die menschliche WĂŒrde tatsĂ€chlich als unantastbar bewertet, kann so eine Asyl- und Migrationspolitik, so einen Umgang mit anderen Menschen nicht rechtfertigen.

Die Ungleichheit zeigt sich auch an der unterschiedlichen Behandlung von geflĂŒchteten Menschen: Wo Menschen aus Osteuropa vor kurzer Zeit noch als „Fremde“ oder „slawisch“ markiert wurden, werden nun die Gemeinsamkeit besonders betont. Doch das Konstrukt wer als „weiß“ und „gut-integrierbar“ betrachtet und wer als fremd und fĂŒr die Gesellschaft „unverwertbar“ gebrandmarkt wird, ist und bleibt zerbrechlich. Es wird immer wieder verĂ€ndert und den MachtverhĂ€ltnissen entsprechend angepasst. So rechtfertigt beispielsweise die bayrische Integrationsbeauftragte Brendel-Fischer die ungleichen ZugĂ€nge zu Bildungsinstitutionen fĂŒr GeflĂŒchtete mit der Aussage, dass „ukrainischen GeflĂŒchteten nicht erklĂ€rt werden mĂŒsse, wie eine Waschmaschine funktioniert, oder dass auf dem Fußboden nicht gekocht werden darf.“

Diese menschenverachtende Aussage zeigt: Rassismus ist der Kitt der bĂŒrgerlichen Klassengesellschaft. Ihre MachtverhĂ€ltnisse, also die ungleiche Verteilung ihrer GĂŒter, Chancen und Ressourcen machen Diffamierung, Schlechterstellung und Diskriminierungen im Kampf um Teilhabe möglich. Dabei ist genug fĂŒr alle da, nur die Reichen können wir uns nicht leisten.

Deshalb fordern wir:

  • Konsequentes Eintreten fĂŒr grenzenlose SolidaritĂ€t und gegen Rassismus.
  • Konkrete Hilfe auf den Fluchtrouten, an den Grenzen und vor allem auch vor Ort!
  • Echte Umverteilung der gesellschaftlichen Ressourcen und eine die Abschaffung des kapitalistischen Systems, das Menschen unter Verwertungslogiken stellt.
  • Echte Beteiligungsmöglichkeiten und der Ausbau politischer Teilhaberechte ungeachtet von PĂ€ssen und Herkunft!
  • Grenzenlose Bewegungsfreiheit fĂŒr alle Menschen, ungeachtet ihrer Herkunft und ihrem Pass.
  • Den Aufbau einer freien Gesellschaft in der „jede und jeder ohne Angst und Nachteile verschieden sein kann!

Lasst uns dafĂŒr miteinander einstehen!

Redebeitrag zum 8.MĂ€rz: Die kurdische Frauenrevolution verteidigen!

Liebe Feminist*innen, liebe Passant*innen,
wir wollen heute ĂŒber die einzige feministische Revolution der Welt reden, die so erfolgreich ist, dass sie eine Gesellschaft mit einem feministischen Gesellschaftsvertrag aufbauen konnte, die so erfolgreich ist, dass sie sich seit nunmehr 10 Jahren gegen die Waffen der NATO und den Terror des IS verteidigen kann; und die so erfolgreich ist, dass sie von faschistoiden Antifeministen wie Erdogan als Bedrohung der bestehenden patriarchalen und kapitalistischen Ordnung angesehen wird. Wir wollen ĂŒber Rojava reden.
Denn ĂŒber Rojava wird viel zu wenig geredet und berichtet. Die Revolution wird in Deutschland unsichtbar gemacht und das, obwohl hier die grĂ¶ĂŸte kurdische Diaspora in ganz Europa lebt, obwohl Deutschland so viel Verantwortung an diesem Krieg trĂ€gt. Vielleicht sollten wir hierbei nicht das Wort „obwohl“, sondern eher das Wort „weil“ benutzen. Die feministische Revolution in Rojava wird unsichtbar gemacht, weil Deutschland so viel Verantwortung am Krieg gegen diese trĂ€gt. Die TĂŒrkei ist Deutschlands grĂ¶ĂŸter Waffenkunde, 1/3 aller deutschen Waffenexporte gehen jĂ€hrlich an die TĂŒrkei. NatĂŒrlich ist es ziemlich schwierig, ĂŒber die feministische, ökologische und basisdemokratische Revolution in Nordostsyrien zu berichten und dann im nĂ€chsten Atemzug RĂŒckhalt in der Gesellschaft dafĂŒr zu erwarten, dass man Erdogan mit Waffen versorgt, um eben diesen Gesellschaftsaufbau systematisch zu vernichten. Zudem ist heute eindeutig bewiesen, dass Erdogan mit dem IS zusammen arbeitet, um Rojava zu bekriegen. Dabei ist der fundamentalistische IS Erdogans natĂŒrlicher BĂŒndnispartner, denn insbesondere die Erfolge hinsichtlich der Frauenbefreiung und die sĂ€kulare Haltung Rojavas sind mit dem Fundamentalismus des IS unvereinbar. Noch schwieriger fĂŒr deutsche Regierungen als Zusammenarbeit mit Erdogan zu rechtfertigen, ist es wohl, indirekte Zusammenarbeit mit dem IS zu rechtfertigen.
Zwar könnte diese AufzĂ€hlung an unfassbarer Doppelmoral ewig so weitergehen, doch wollen wir den Raum hier mehr nutzen, um ĂŒber Rojava zu sprechen: Was waren die wichtigsten Etappen der Revolution bisher? Und wie ist gerade der Stand um Erdogans Krieg gegen Rojava?
Rojava ist eine autonome Region im Nordosten von Syrien, in der sich die dort lebenden Menschen basisdemokratisch organisieren. Hier leben etwa 2 Millionen Menschen, zur Zeit noch einmal knapp die gleiche Anzahl an syrischen BĂŒrgerkriegsgeflĂŒchteten. Mit Beginn des syrischen Aufstands 2011 wurden dort Jahre zuvor vorbereitete politische und soziale Strukturen gebildet, die eine Selbstverwaltung in politischer, wirtschaftlicher und auch militĂ€rischer Hinsicht ermöglichen.
Im Januar 2014 schlossen sich die Gebiete, die heute Rojava bilden, in einer Föderation zusammen und gaben sich eine gemeinsame politische Verfassung: den Demokratischen Konföderalismus. Kurz darauf wurde diese Verfassung schriftlich verabschiedet durch den sogenannten â€șGesellschaftsvertragâ€č, der Frieden, Freiheit, MenschenwĂŒrde, Feminismus, Ökologie und Demokratie garantiert und die BĂŒrger*innen vor Nationalismus, Militarismus und religiösem Fundamentalismus schĂŒtzt. Dabei versteht sich der Feminismus und Rojava als radikal und wehrhaft, wie aus dem SelbstverstĂ€ndnis der Frauenbewegung deutlich wird. Dazu wollen wir Dilar Dirik, kurdische WiderstandskĂ€mpferin, zitieren: „In einer Ära, in der alle Arten der Zerstörung der Frau als systematische Kriegsmittel benutzt werden – von hĂ€uslicher Gewalt bis zur modernen Sexsklaverei – ist die Notwendigkeit eines neuen VerstĂ€ndnisses von Selbstverteidigung unumgĂ€nglich. Selbstverteidigung ist die einzige Form des Überlebens. Doch vor allem in einem Zeitalter, in dem direkte physische Gewalt ein ideologischer Angriff auf die Gesellschaft ist, ist es notwendig, Selbstverteidigung auf alle Dimensionen des Lebens zu erweitern. Wenn die dominante Geschichtsschreibung alles in ihrer Macht stehende tut, um moderne Genozide und Vernichtungsstrategien zu rechtfertigen, muss Selbstverteidigung eine Neuinterpretation der Geschichte aus weiblicher Sicht umfassen.” Die Wichtigkeit des Schutzes, den diese Konföderation versucht zu garantieren, zeigte sich wenige Monate spĂ€ter, als der IS begann, einen Genozid an Ezidinnen im Nordirak zu begehen. Es waren die StreitkrĂ€fte der YPJ und YPG, die sich dem IS im ƞengal in den Weg stellten und ein noch schlimmeres Ausmaß dieser Vebrechen gegen die Menschlichkeit verhinderten.
Bis 2018 gelang es den MilitÀrtruppen der demokratischen KrÀfte Syriens zusammen mit den feministischen KÀmpferinnen der YPJ, die Soldaten des Assad-Regimes und IS-Milizen erfolgreich aus ihrem Gebiet zu vertreiben. Damit hatten sich die in der Region Rojava lebenden Volksgruppen von der Fremdherrschaft befreit und demokratischen Prinzipien folgend, mit dem Aufbau einer freiheitlichen und friedlichen Gesellschaft begonnen.
2018 aber begann der Überfall der tĂŒrkischen StreitkrĂ€fte und verbĂŒndeter Islamistenmilizen auf Teile von Rojava. Dieser völkerrechtswidrige Angriffskrieg des NATO-Staats TĂŒrkei dauert bis heute an und wird bis heute aus deutschen Steuergeldern mitfinanziert.
Erst Anfang Februar diesen Jahres gab es Luftangriffe der tĂŒrkischen Armee auf ƞengal, MexmĂ»r und Rojava, bei denen mindestens neun Menschen ums Leben kamen.
Die tĂŒrkische Armee setzt ihre Angriffe auf Nord- und Ostsyrien jeden Tag fort. Die Angriffe widersprechen weiterhin sowohl dem Völkerrecht, als auch dem von den USA und Russland garantierten Waffenstillstandsabkommen. Und auch hier sind es wieder die feministischen WiderstandskĂ€mpferinnen der YPJ, zusammen mit ihren Genossen der YPG und den syrischen demokratischen KrĂ€ften, die in diesem Krieg die Rechte von Frauen und queeren Menschen schĂŒtzen. Die sowieso schon dramatische Anzahl an gezielten Femiziden in den kurdischen Gebieten durch den IS und Erdogan wĂ€re ohne die Selbstverteidigung der YPJ bedeutend höher. Diese Femizide sind keine EinzelfĂ€lle, sondern haben Struktur: nicht nur in den kurdischen Gebieten und in der TĂŒrkei, sondern auch in Deutschland und Frankreich begehen AnhĂ€nger des tĂŒrkischen Faschismus ungehindert Femizide. So jĂ€hrt sich dieses Jahr beispielsweise der unaufgeklĂ€rte Mord an Fidan Dogan, Sakine Cansiz und Leyla Saylemez zum neunten Mal. Ihre Gesichter könnt ihr auf diesem Transparent sehen.
Diese wurden brutal vom tĂŒrkischen Geheimdienst in Paris getötet – auch dies ohne großen Aufschrei europĂ€ischer Regierungsvertreter*innen. Obwohl solche Femizide und militĂ€rische Angriffe fast tĂ€glich erfolgen, hat es bisher keinerlei offizielle Stellungnahme von anderen NATO-Staaten gegeben. Dieses Muster an vertuschender Regierungspolitik zugunsten des Waffenkapitals hat die grĂŒne Außenministerin Baerbock erst vor wenigen Wochen weitergefĂŒhrt, als sie die erneuten Bombardierungen von kurdischen Gebieten durch die TĂŒrkei mit keinem Wort kommentierte, nachdem sie noch im Herbst ankĂŒndigte, eine „feministische“ Außenpolitik fĂŒhren zu wollen. Damit schließt sie sich an eine lange Reihe des Schweigens deutscher Regierungsvertreter*innen an.
Im Schatten des Ukraine-Krieges bombardiert Erdogan mit der NATO im RĂŒcken weiterhin tĂ€glich StĂ€dte und Dörfer in Nordsyrien mit Kampfbombern, Kampf-Drohnen und Artillerie. TĂ€glich werden HĂ€user von Zivilist*innen zerstört, sterben unschuldige Menschen. Immer wieder dreht der tĂŒrkische Faschismus den Menschen der Region das Wasser ab. Deswegen fliehen auch von dort die Menschen – beispielsweise in den Nordirak, wo sie erneut tĂŒrkischen Drohnenangriffen ausgesetzt sind. Von dort versuchen sie dann auf oft lebensgefĂ€hrlichen Wegen nach Europa zu kommen. WĂ€hrend in den vergangenen Wochen und auch jetzt mehrere EU-LĂ€nder flĂŒchtende Menschen aus der Ukraine ohne großes Zögern aufgenommen haben und ihnen schnelle und unbĂŒrokratische Hilfe entgegengebracht wurde, erinnern wir an die GeflĂŒchteten an der belarussisch-polnischen Grenze, unter denen viele Familien sind, die vor Erdogans Kampf–Drohnen geflohen sind. Sie harren noch immer bei Minusgraden in den WĂ€ldern im Niemandsland aus und dĂŒrfen nicht nach Polen einreisen. Es gibt dort zahlreiche KĂ€ltetote: vor allem Frauen und Kinder. Wo ist die große Bereitschaft der deutschen, der europĂ€ischen Bevölkerung diesen Menschen zu helfen, wie sie es gerade bereitwillig fĂŒr die geflĂŒchteten Menschen aus der Ukraine tun? Der Umgang mit der Aktuellen Fluchtbewegung aus der Ukraine zeigt, dass es sichere Fluchtrouten und eine unkomplizierte Aufnahme von GeflĂŒchteten in Europa geben kann und dass den Menschen, die aus Kriegsgebieten fliehen mĂŒssen ein Recht auf Asyl zusteht. Warum nicht immer so? Warum wird zwischen den Schutzsuchenden differenziert? Wird ein Angriffskrieg, der darauf zielt, NachbarlĂ€nder zu annektieren, weniger verwerflich, wenn ihn ein NATO-Land fĂŒhrt? Es darf keine GeflĂŒchteten 1. und 2. Klasse geben. GeflĂŒchtete mĂŒssen, wie jetzt im Falle der Ukrainerinnen, schnelle und unbĂŒrokratische Hilfe bekommen – egal ob sie vor Erdogans oder Putins Bomben fliehen. WĂ€hrend Deutschlands Außenministerin Baerbock klare Worte gegen Putins Regierung (Russische Regierung) findet, bleibt diese Entschiedenheit gegenĂŒber dem Mit-NATO-Staat TĂŒrkei bedauernswerter weise aus. Anstatt Forderungen nach einem Angriffstopp der tĂŒrkischen Truppen und Luftwaffe in Nordsyrien zu stellen, bedankt sich Baerbock beim tĂŒrkischen Außenminister fĂŒr die „starke deutsch-tĂŒrkische Partnerschaft“. Und das von der Außenministerin, die eine „feministische Außenpolitik“ betreiben will? Was ist feministisch an der unkommentierten, der ungehinderten Bombardierung Rojavas?
Im Gegensatz zum grĂŒnen Feminismus von Baerbock ist unser Feminismus international und antikapitalistisch, deshalb fordern wir:

  • ein sofortiges Ende von Waffenlieferungen an die TĂŒrkei.
  • Wir fordern den Abzug des tĂŒrkischen MilitĂ€rs aus Nordsyrien, sowie eine Flugverbotszone fĂŒr tĂŒrkische Kampfflugzeuge ĂŒber Nordsyrien.
  • Wir fordern das sofortige Aufheben des PKK-Verbots und ein Ende der Kriminalisierung und Abschiebung kurdischer Aktivist*innen in und aus Deutschland.
  • Wir fordern von euch, euch aktiv zu informieren und Aufmerksamkeit fĂŒr die feministische Revolution in Rojava zu schaffen.
  • Wir fordern praktische SolidaritĂ€t mit den Menschen in Rojava durch finanzielle und anderweitige UnterstĂŒtzung.
  • Wir fordern angemessene Konsequenzen fĂŒr Erdogan fĂŒr seine zahlreichen BrĂŒche mit dem internationalen und Menschenrecht.
  • Wir fordern die sofortige Freilassung von Abdullah Öcalan.
  • Wir fordern die sofortige und unbĂŒrokratische Aufnahme von GeflĂŒchteten aus Kriegsgebieten aller Welt.
    Lasst uns gemeinsam fĂŒr den Feminismus kĂ€mpfen – in Rojava und ĂŒberall: Denn wie Öcalan sagt, eine Gesellschaft kann nicht frei sein, wenn die Frauen nicht frei sind. Lasst uns Erdogan, dem IS und allen anderen patriarchalen Institutionen zeigen: Der Feminismus lebt ĂŒberall, wo wir sind, weit ĂŒber Rojava hinaus und das lĂ€sst sich nicht verhindern

Rede zur Kundgebung zu 150 Jahren §218 am 15.05.21 in Heidelberg

Liebe Freund*innen, Mitstreiter*innen und Passant*innen,

Ist es nicht seltsam, dass genau die Frau, die einst sagte, dass auf Kinder und Frauen an der Grenze geschossen werden soll, eine schillernde Abtreibungsgegner*in ist? “Beim Marsch fĂŒrs Leben”, marschierte die AFD-Frontfrau Beatrix von Storch Seite an Seite mit jenen Menschen, die sich selbst als Lebensrechtler*innen bezeichnen. Sollten wir das nicht fĂŒr widersprĂŒchlich halten?

Die Bewegung der Abtreibungsgegner*innen wird in ihrer politischen Strategie oft unterschĂ€tzt. Sie bedient sich zahlreicher Mittel, um zu schikanieren und falsche Informationen zu verbreiten. Oft bezeichnen sie sich selbst als besorgte Menschen, denen es um das Wohl der Mutter und des Kindes geht – das kommt leider an; auch in der Politik. Ich möchte euch heute ein Bild davon geben, wer sie sind, wieso wir sie nicht unterschĂ€tzen sollten und am wichtigsten: was wir gegen sie und ihren Einfluss tun können.

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Rede zum Protestcamp in Heidelberg am 16.01.2020

Wir begrĂŒĂŸen das Protestcamp am Rathaus in Heidelberg, dass sich seit einigen Tagen dort aufhĂ€lt. Schaut gerne vorbei auf dem Camp, unterstĂŒtzt mit eurer Anwesenheit, Bannern oder Zelten den Protest. Nehmt euch auch eine Kanne Tee und natĂŒrlich eure Maske mit.

No Borders No Nation

Seit Jahren ertrinken tausende Menschen im Mittelmeer und wir wissen, der Tod dieser Menschen ist in Europa politisch gewollt. Wer lÀsst diese Menschen sterben?

Wir wissen von den Pushback-Aktionen. Pushback heißt, dass die Boote von der KĂŒstenwache nicht an Land gelassen werden. Stattdessen werden die Boote in gefĂ€hrliche GewĂ€sser gebracht, dementsprechend zurĂŒck gepusht. Das bedeutet eine aktive GefĂ€hrdung von Schutzsuchenden herbeizufĂŒhren. Wir wissen auch das “christliche” Politiker wie Seehofer sich nicht schĂ€men, solche illegalen Aktionen zu decken – wieso? Es sind nicht nur ‘die Politiker’ oder Faschisten, die diese Menschen sterben lassen. Es ist ein politischer Unwille in der Gesellschaft, diese Grenzen zu durchbrechen. Es ist nicht so, dass die Nachricht des Leides durch die Medien zensiert wird, Menschen nicht darĂŒber sprechen oder Tatsachen geschönt werden. Hier halten wir Banner hoch mit der Forderung, die Menschen aus den Lagern zu holen und das Massensterben im Mittelmeer zu stoppen und als Antwort kommt zurĂŒck: Nee, machen wird nicht. Wie ist das möglich? Wie können Menschen das Sterben und die ZustĂ€nde in den Lagern zulassen, gar akzeptieren? So sehr es nach Irrsinn ausschaut, dahinter steht ein logisches Denken basierend auf Grenzen. Ein Denken das ein -Wir- gegen -die Anderen- befeuert. Ein Denken, dass besagt: Du dort, ich hier
. Es erscheint unverĂ€ndbar. Denn die Logik dahinter, lĂ€sst das Sterben als Notwendigkeit erscheinen. Mit dieser Logik wirken Grenzen, Abschottung, Konkurrenz und Volksgemeinschaften auf uns, als natĂŒrlich. Diese Logik macht Nationen und NationalitĂ€ten, ReisepĂ€sse und Visa, Waffenexporte und Profitmaximierung zu einer SelbstverstĂ€ndlichkeit.

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Bericht zu sexueller BelÀstigung und Gewalt an der UniversitÀt Heidelberg veröffentlicht.

Studierende der UniversitĂ€t Heidelberg haben eine Umfrage zu sexueller BelĂ€stigung und Gewalt unter Studierenden sowie in Beziehung zu Lehrenden derselben Institution untersucht. Herausgekommen ist ein Bericht, der zeigt, was schon lange befĂŒrchtet wird.

Zwar wird mehr und mehr anerkannt, dass Frauen* es schwer haben, eine akademische Laufbahn bis zur Professorin* zu durchlaufen. Aber in dieser Studie wird ein Blick auf das alltÀgliche, von Sexismus geprÀgte Leben an der UniversitÀt geworfen.

Die Umfrage wurde von Studierenden an dem Institut fĂŒr Ethnologie, dem SĂŒdasien-Institut und dem Center fĂŒr Transkulturelle Studien in Heidelberg selbstverstĂ€ndlich anonym durchgefĂŒhrt. Leider sind UniversitĂ€ten nicht gerade positiv dabei aufgefallen, sich selbst zu studieren und zu reflektieren. So wird auch im dazugehörigen Podcast von den forschenden Studierenden ausdrĂŒcklich darauf hingewiesen, dass der Support sich nur durch vereinzelte Personen an der UniversitĂ€t auszeichnete. TatsĂ€chliche strukturelle Schritte beschrĂ€nkten sich auf die Verbreitung der Umfrage durch oben erwĂ€hnte Institute und deren Anhörung des studentischen Projekts sowie der erschreckenden Ergebnisse. Doch Konsequenzen folgten bisher nicht – z.B. zeigen die Ergebnisse, dass eine universitĂ€tsweite Studie dringend notwendig ist.

Noch besser wĂ€re eine Studie, die bundesweit Anwendung finden kann! Zahlreiche Studierende berichten ĂŒber sexuelle BelĂ€stigung im Seminar, auf Institutsfeiern, etc. Auch Schilderungen von körperlicher Gewalt bis hin zur Vergewaltigung sind dabei. Letztlich war die Umfrage auch aus der Situation entstanden, dass 2018 eine Kommilitonin einen Kommilitonen wegen Vergewaltigung angezeigte. Wer sich ein wenig damit auskennt, weiß wie schwierig es ist, eine Vergewaltigung anzuzeigen noch diese juristisch anerkannt zu haben. In diesem Fall trat das Typische ein – Indizien waren nicht genug, andere zweifelten an der Tat und letztlich konnte der Student unbehelligt weiter studieren, wĂ€hrend das Opfer auf unbestimmte Zeit pausierte. Das Institut sah sich nicht in der Verantwortung Aber die Vergewaltigung passierte im Rahmen einer Institutsfeier und letztlich handelt es sich um einen gemeinsamen Arbeitsplatz, an dem Opfer und TĂ€ter aufeinandertreffen. In Deutschland tun sich UniversitĂ€ten generell sehr schwer mit diesen Problemen und noch mehr, wenn diese außerhalb eines Seminars oder einer Vorlesung stattfinden. Aber eine UniversitĂ€t lebt eben nicht nur davon. Sie lebt von der Interaktion der Studierenden und Lehrenden und sexistische Gewalt zu ignorieren – ganz zu schweigen von rassistischer* – schließt Menschen auf Dauer aus und unterdrĂŒckt sie.

Ein Manko haben wir aber an der Studie. Die Gewalt wurde nicht danach aufgeschlĂŒsselt, welches Geschlecht sie angewendet oder erfahren hat. Auch wenn Geschlecht konstruiert ist, werden diese Vorstellungen in der Gesellschaft realisiert und bei Sexismus bedeutet das: Strukturelle Ungleichheit gegenĂŒber Frauen*, von der MĂ€nner grundlegend profitieren. Aus vielen qualitativen Kommentaren, die wir begrĂŒĂŸen, lĂ€sst sich rauslesen, wen es betroffen hat: Menschen, die als Frauen identifiziert werden oder sich als diese identifizieren. Wir wĂŒrden uns freuen, wenn das im Nachhinein noch aufgeschlĂŒsselt werden kann. Aber festzuhalten bleibt: es ist die erste Studie dieser Art, durchgefĂŒhrt von Studierenden in eigener MĂŒhe und es sollten dringend weitere folgen!

Daher eine Bitte: Verbreitet diese Studie und dieses Engagement! Gebt es an eure UniversitĂ€ten weiter – sorgt dafĂŒr, dass es Thema wird! Teilt es ĂŒber die sozialen Medien, verbreitet Informationen ĂŒber Flyer oder Poster dazu. Fragt den StuRa/AStA, ein Referat, eine Hochschulgruppe nach Support oder grĂŒndet selbst eine feministische Initiative.

Lasst es glitzern, lasst es knallen – Sexismus in den RĂŒcken fallen!

* Das Antirassismus-Referat des Studierendenrats Heidelbergs steht allein da. UnterstĂŒtzung und Forschung durch Dozierende oder nicht-studentische Unistrukturen fehlen.

Aufruf zu “Solidarisch durch die Krise!” 12. Dezember 2020, Frankfurt

Keine Frage – es gibt eine Menge guter GrĂŒnde gegen staatliche Maßnahmen im Zuge der Coronakrise zu protestieren. Denn die Last der Krise liegt nicht auf dem RĂŒcken derjenigen, die mehr als genug haben. Nein, die Last der Krise tragen vorallem LohnabhĂ€ngige, FLINTA (Frauen, Lesben, Inter-, Nonbinary-, Trans-, Agender-Personen) und People of Colour – also all jene, die sowieso ausgebeutet, marginalisiert oder diskriminiert werden.

WĂ€hrend große Unternehmen vom Staat mit millionenschweren Hilfspaketen subventioniert werden, haben hunderttausende LohnabhĂ€ngige durch Stellenabbau den Job verloren. Noch viele mehr mĂŒssen um ihre wirtschaftliche Existenz bangen und Kultur- und Gastronomietreibende gehen massenweise pleite. Zu den subventionierten Großkonzernen gehören zu allem Übel in erster Linie Akteure der Flug- und Autoindustrie, die maßgeblich zur Klimakatastrophe beitragen.

ZusĂ€tzlich wird ein Lockdown verhĂ€ngt, der nur fĂŒr unser Privatleben, aber nicht fĂŒr unsere Arbeit gilt. Wir sollen uns also im Privaten einschrĂ€nken, um uns dann in der Schule, im BĂŒro, im Krankenhaus oder in der Fabrik mit dem lebensgefĂ€hrlichen Virus anzustecken? Diese Maßnahmen dienen nicht dem Schutze unserer Gesundheit. Sie dienen nur dem wirtschaftlichen “Weiter so“, damit all die, die schon von der Krise profitiert haben, auch weiterhin profitieren.

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Redebeitrag ĂŒber Schmerzen und Polizeigewalt – Gemeinschaftlicher Widerstand gegen G20-Prozesse, 28.11.2021

G20 geht nicht mehr aus dem Kopf.

Liebe Freundinnen, liebe Freunde, liebe Antifaschist*innen, liebe zufĂ€llig vorbeilaufende Menschen! Auch wir begrĂŒĂŸen den Aufruf zum gemeinschaftlichen Widerstand gegen die G20-Prozesse und schließen uns dem solidarischen Protest an. Wir möchten unsere Reflexionen zu den Folgen von Polizeigewalt bei Aktionen des zivilen Ungehorsams mit euch teilen. Wir wollen eine Form von Repression benennen, die leider noch oft runterfĂ€llt: die der körperlichen Gewalt, der körperlichen Verletzungen. In Reaktion auf eine Kopfverletzung eines Genossen wĂ€hrend der G 20 Proteste und den Folgen im Nachklang, entstand ein persönlicher Erfahrungsbericht, den wir in Teilen wiedergeben wollen. Er schreibt:

G20 geht nicht mehr aus dem Kopf. „Seit 1095 Tagen habe ich Kopfschmerzen. Im Juli 2017 war ich bei der Aktion des zivilen Ungehorsams “Block G20” in Hamburg dabei. Ich hatte mit meiner Bezugsgruppe das Ziel, den Ablauf des G20 Gipfels zu stören und dafĂŒr versuchten wir in die gesperrte “rote Zone” einzudringen. Dies dauerte mehrere Stunden und glich einem Katz-und-Maus-Spiel. Immer wieder wurde die Gruppe von schlagfreudigen Einheiten der Polizei gestoppt. Jedes Mal erwischte es ein paar Wenige, – Platzwunden an Köpfen und andere Verletzungen nahmen wir wahr. Jedes Mal setzte die Gruppe ihren Weg fort in Richtung gesperrte Zone. Doch kurz vor Erreichen des Ziels erwischte es auch mich. Nach dem dumpfen Schlag auf meinen Kopf vernahm ich ein kurzes lautes Piepsen und schon stand ich blutĂŒberströmt da. Ich blieb bei Bewusstsein und mir wurde schnell geholfen. Demo-Sanis, Rettungswagen, Notaufnahme. Die Verletzung tat zu Beginn nicht sehr weh und so ging ich am nĂ€chsten Tag sogar noch zur Großdemo „Grenzenlose SolidaritĂ€t statt G20“. Nach ein paar Tagen stellten sich bei mir dauerhafte Kopfschmerzen ein. Als diese auch nach mehreren Wochen noch da waren, begann ich mir langsam Sorgen zu machen
”

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