13.November 19 Uhr | “Männlichkeit verraten!” – Buchlesung und Diskussion mit Kim Posster

Mendelejewplatz 1, HD Rohrbach

Kim Posster stellt sein Buch “Männlichkeit verraten! Über das Elend der ‚Kritischen Männlichkeit‘ und eine Alternative zum heutigen Profeminismus” vor.

Wie lässt sich „die Männerfrage“ emanzipatorisch beantworten? Das Verhältnis von Männlichkeit, Männern und Feminismus wird so intensiv diskutiert, wie seit fast 20 Jahren nicht mehr. Konzepte wie ‚Profeminismus‘ und die Geschichte der antisexistischen Männerbewegung werden wiederentdeckt und sollen neu belebt werden. Besonders das Schlagwort ‚kritische Männlichkeit‘ versammelt neue Ansätze und Gruppen, die das Verhältnis von Männlichkeit und feministischer Kritik bestimmen und praktisch angehen wollen. Was eigentlich Grund zur Hoffnung geben sollte, stellt sich bei genauerem Hinsehen aber oft als bloße Fortsetzung der Katastrophe heraus.

Denn die neu entflammte Debatte und Praxis zur Kritik an Männlichkeit wird von popfeministischer Lebensberatung, dem innerlichen Moralismus des Privilegiencheckens und dem verzweifelten Versuch dominiert, cis Männern feministische Kritik irgendwie schmackhaft zu machen. Vor allem das, was unter dem Label ‚kritische Männlichkeit‘ geschieht, ist nicht viel mehr als ein hoch individualisiertes Programm zur Resouveränisierung verunsicherter (cis) Männer. Feministische Kritik wird sich dafür im schlechtestmöglichen Sinne einverleibt, damit ihre Konsequenzen weiter ausgesessen und unterlaufen werden können – nur diesmal mit dem ‚korrekten‘ Vokabular und einer profeministischen Pseudo-Praxis.

Männlichkeit verraten! bricht mit allen Versuchen der einhegenden Versöhnlichkeit und geht in die Konfrontation. Der provokante Essay ist das Ergebnis von über fünf Jahren Frust, Enttäuschung und analytischer Wut über (eigene) Männlichkeit; darüber, wie sie in der Linken herrscht und wie gerade der neue Profeminismus auf sie eingeht. Er verbindet dafür Beobachtung und Polemik, Analyse und Intervention, Theorie und Praxis – in der Hoffnung auf eine organisierte Männlichkeitskritik, die Männlichkeit weder erkunden noch stärken will. Stattdessen soll sie organisiert und institutionalisiert zum konkreten Problem gemacht werden, zu dem die real existierenden Männer ein bewusstes und politisches Verhältnis einnehmen müssen.

Kommt vorbei, bringt v.a. auch eure männlichen Friends mit und diskutiert mit uns gemeinsam zum Buch. Wir freuen uns auf euch!

Hier geht´s zum Buch: https://neofelis-verlag.de/verlagsprogramm/wissenschaft/politik-debatte/1078/maennlichkeit-verraten

Redebeitrag zum Safe-Abortion-Day 2023

Liebe Genoss*innen, Freundinnen und Freunde, liebe Zuhörer*innen,

ich zitiere: „Wer eine Schwangerschaft abbricht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“ So lautet auch 2023 noch der Beginn des Paragraphs 218 im deutschen Strafgesetzbuch.

Wie viele Feminist*innen vor uns, und neben vielen – durch andere Paragraphen –  entrechten Schwestern weltweit, sagen wir:

Es ist an der Zeit, diese jahrhundertealte patriarchale Gesetzgebung abzuschaffen!

Auch wollen wir an all die denken, die dem Verbot der Abtreibung zum Opfer gefallen sind:

Sei es durch Komplikationen aufgrund falsch durchgeführter Abbrüche oder wegen Verletzungen durch unsichere und gefährliche Methoden und Umstände.

Auch denken wollen wir an die, die sich in der Verzweiflung aufgrund einer unerwünschten und fremdbestimmten Schwangerschaft entschieden haben, nicht mehr unter uns sein zu können.

In von Männern dominierten Gesellschaften, bei uns aber auch anderswo, wird Frauen systematisch Gewalt angetan. Immer geht es darum, Frauen in ihrem Leben einzuschränken, ihnen ihre Selbstbestimmung zu nehmen.

Und Warum? Weil freie Frauen gefährlich sind. Sie sind gefährlich für die Macht- und Herrschaftsansprüche von Männern. Die Kontrolle über den Körper von Frauen war schon immer ein Herrschaftsinstrument – das reicht von den mittelalterlichen Hexenverfolgungen über die Gesetze, die Frauen lange Zeit in private Haushalte verbannten, bis zum Verbot von Abtreibungen, das bis heute in vielen Ländern gilt.

Verbote führen nicht zu weniger Abtreibungen. Abtreibungen hat es immer gegeben, und es wird sie immer geben. Sie zu verbieten hat Folgen für die Betroffenen: Für den Eingriff ins Ausland zu reisen ist teuer und aufwendig. Wenn Ärzt*innen trotz Verbots Abtreibungen durchführen, gehen sie ein hohes Risiko ein.

Und es steigt die Gefahr von Komplikationen, wenn Schwangere unter Druck selbst abtreiben. Der Drahtkleiderbügel ist hierfür ein schmerzliches Symbol: Ihn sich selbst einzuführen ist eine gefährliche Methode, die Frauen immer wieder angewandt haben, um selbst abzutreiben.

Die polnische feministische Aktivistin Karolina Więckiewicz [Witz-keh-witsch] sagt:

Eine Person, die nicht schwanger sein will, dazu zu zwingen, schwanger zu bleiben, ist Folter. Wer Abtreibungen verbietet, nimmt bewusst in Kauf, dass Frauen körperlich und psychisch leiden. Sie nehmen in Kauf, dass Frauen im Extremfall sterben. Wer Abtreibungen verbietet, tut Frauen systematisch Gewalt an!

Darum sagen wir heute, am Safe Abortion Day: Es muss endlich Schluss sein damit! Unsere Körper gehören uns. Darüber, ob eine Schwangerschaft beendet wird, entscheidet die Schwangere selbst – kein religiöser Vertreter und kein Staat hat sich da einzumischen!

Jede dritte Frau macht in ihrem Leben die Erfahrung, ungewollt schwanger zu werden. Fast jede von uns kennt die Angst davor. Immer noch müssen Frauen die Kosten für einen Abbruch selbst übernehmen oder im Fall von Armut die Kosten durch aufwändige Anträge erstatten lassen. In der anstrengenden Situation einer ungewollten Schwangerschaft legt unser System Frauen systematisch zusätzlichen Mental Load in den Weg und macht es für sie unnötig schwer.

Wir fordern Reproduktive Gerechtigkeit für alle!

Das heißt auch, dass wir Fragen rund ums Kinderkriegen und Mutter- oder Elternschaft nicht als rein individuelle Entscheidungen betrachten, sondern immer auch die politischen und sozialen Rahmenbedingungen mitdenken müssen. Es wird sich nicht im luftleeren Raum für oder gegen Mutterschaft oder Elternschaft entschieden!

Daher fordern wir die Schaffung von ökonomischen Bedingungen, unter denen alle Menschen die freie Entscheidung zu einer Elternschaft haben, unabhängig von ihrer finanziellen Lage. Umverteilung jetzt!

Zu dieser Umverteilung gehört die Reproduktionsarbeit in unserer Gesellschaft:

Das Füreinander-Sorgen muss endlich als gesamtgesellschaftliche und wesentliche Aufgabe anerkannt und ausgestaltet werden. Das bedeutet eine kollektive und solidarische Organisierung von Care- und Sorgearbeit.

Reproduktive Gerechtigkeit zu fordern, bedeutet auch dagegen zu kämpfen, dass behinderten Menschen die Entscheidung zur Schwangerschaft oder Elternschaft vielerorts immer noch verwehrt wird!

Wir fordern selbstredend die Abschaffung des Paragraphen 218.

Wir fordern die uneingeschränkte Möglichkeit, sich gegen eine Schwangerschaft entscheiden zu können, durch sichere kostenlose Verhütungsmittel. Durch legale, flächendeckende und kostenfreie Abtreibungsmöglichkeiten für alle.

Wir fordern das Recht, schwanger zu werden und in sicheren und selbst gewählten Umständen zu gebären.

Wir fordern einen niederschwelligen Zugang zu gesundheitlicher Vorsorge und Aufklärung. Die Angebote müssen frei zugänglich sein und selbstbestimmt gewählt werden können!

Wir kämpfen gemeinsam nicht nur für ein paar Verbesserungen für wenige, sondern für ein gutes und selbstbestimmtes Leben für alle!

Redebeitrag zum 8.März: Die kurdische Frauenrevolution verteidigen!

Liebe Feminist*innen, liebe Passant*innen,
wir wollen heute über die einzige feministische Revolution der Welt reden, die so erfolgreich ist, dass sie eine Gesellschaft mit einem feministischen Gesellschaftsvertrag aufbauen konnte, die so erfolgreich ist, dass sie sich seit nunmehr 10 Jahren gegen die Waffen der NATO und den Terror des IS verteidigen kann; und die so erfolgreich ist, dass sie von faschistoiden Antifeministen wie Erdogan als Bedrohung der bestehenden patriarchalen und kapitalistischen Ordnung angesehen wird. Wir wollen über Rojava reden.
Denn über Rojava wird viel zu wenig geredet und berichtet. Die Revolution wird in Deutschland unsichtbar gemacht und das, obwohl hier die größte kurdische Diaspora in ganz Europa lebt, obwohl Deutschland so viel Verantwortung an diesem Krieg trägt. Vielleicht sollten wir hierbei nicht das Wort „obwohl“, sondern eher das Wort „weil“ benutzen. Die feministische Revolution in Rojava wird unsichtbar gemacht, weil Deutschland so viel Verantwortung am Krieg gegen diese trägt. Die Türkei ist Deutschlands größter Waffenkunde, 1/3 aller deutschen Waffenexporte gehen jährlich an die Türkei. Natürlich ist es ziemlich schwierig, über die feministische, ökologische und basisdemokratische Revolution in Nordostsyrien zu berichten und dann im nächsten Atemzug Rückhalt in der Gesellschaft dafür zu erwarten, dass man Erdogan mit Waffen versorgt, um eben diesen Gesellschaftsaufbau systematisch zu vernichten. Zudem ist heute eindeutig bewiesen, dass Erdogan mit dem IS zusammen arbeitet, um Rojava zu bekriegen. Dabei ist der fundamentalistische IS Erdogans natürlicher Bündnispartner, denn insbesondere die Erfolge hinsichtlich der Frauenbefreiung und die säkulare Haltung Rojavas sind mit dem Fundamentalismus des IS unvereinbar. Noch schwieriger für deutsche Regierungen als Zusammenarbeit mit Erdogan zu rechtfertigen, ist es wohl, indirekte Zusammenarbeit mit dem IS zu rechtfertigen.
Zwar könnte diese Aufzählung an unfassbarer Doppelmoral ewig so weitergehen, doch wollen wir den Raum hier mehr nutzen, um über Rojava zu sprechen: Was waren die wichtigsten Etappen der Revolution bisher? Und wie ist gerade der Stand um Erdogans Krieg gegen Rojava?
Rojava ist eine autonome Region im Nordosten von Syrien, in der sich die dort lebenden Menschen basisdemokratisch organisieren. Hier leben etwa 2 Millionen Menschen, zur Zeit noch einmal knapp die gleiche Anzahl an syrischen Bürgerkriegsgeflüchteten. Mit Beginn des syrischen Aufstands 2011 wurden dort Jahre zuvor vorbereitete politische und soziale Strukturen gebildet, die eine Selbstverwaltung in politischer, wirtschaftlicher und auch militärischer Hinsicht ermöglichen.
Im Januar 2014 schlossen sich die Gebiete, die heute Rojava bilden, in einer Föderation zusammen und gaben sich eine gemeinsame politische Verfassung: den Demokratischen Konföderalismus. Kurz darauf wurde diese Verfassung schriftlich verabschiedet durch den sogenannten ›Gesellschaftsvertrag‹, der Frieden, Freiheit, Menschenwürde, Feminismus, Ökologie und Demokratie garantiert und die Bürger*innen vor Nationalismus, Militarismus und religiösem Fundamentalismus schützt. Dabei versteht sich der Feminismus und Rojava als radikal und wehrhaft, wie aus dem Selbstverständnis der Frauenbewegung deutlich wird. Dazu wollen wir Dilar Dirik, kurdische Widerstandskämpferin, zitieren: „In einer Ära, in der alle Arten der Zerstörung der Frau als systematische Kriegsmittel benutzt werden – von häuslicher Gewalt bis zur modernen Sexsklaverei – ist die Notwendigkeit eines neuen Verständnisses von Selbstverteidigung unumgänglich. Selbstverteidigung ist die einzige Form des Überlebens. Doch vor allem in einem Zeitalter, in dem direkte physische Gewalt ein ideologischer Angriff auf die Gesellschaft ist, ist es notwendig, Selbstverteidigung auf alle Dimensionen des Lebens zu erweitern. Wenn die dominante Geschichtsschreibung alles in ihrer Macht stehende tut, um moderne Genozide und Vernichtungsstrategien zu rechtfertigen, muss Selbstverteidigung eine Neuinterpretation der Geschichte aus weiblicher Sicht umfassen.” Die Wichtigkeit des Schutzes, den diese Konföderation versucht zu garantieren, zeigte sich wenige Monate später, als der IS begann, einen Genozid an Ezidinnen im Nordirak zu begehen. Es waren die Streitkräfte der YPJ und YPG, die sich dem IS im Şengal in den Weg stellten und ein noch schlimmeres Ausmaß dieser Vebrechen gegen die Menschlichkeit verhinderten.
Bis 2018 gelang es den Militärtruppen der demokratischen Kräfte Syriens zusammen mit den feministischen Kämpferinnen der YPJ, die Soldaten des Assad-Regimes und IS-Milizen erfolgreich aus ihrem Gebiet zu vertreiben. Damit hatten sich die in der Region Rojava lebenden Volksgruppen von der Fremdherrschaft befreit und demokratischen Prinzipien folgend, mit dem Aufbau einer freiheitlichen und friedlichen Gesellschaft begonnen.
2018 aber begann der Überfall der türkischen Streitkräfte und verbündeter Islamistenmilizen auf Teile von Rojava. Dieser völkerrechtswidrige Angriffskrieg des NATO-Staats Türkei dauert bis heute an und wird bis heute aus deutschen Steuergeldern mitfinanziert.
Erst Anfang Februar diesen Jahres gab es Luftangriffe der türkischen Armee auf Şengal, Mexmûr und Rojava, bei denen mindestens neun Menschen ums Leben kamen.
Die türkische Armee setzt ihre Angriffe auf Nord- und Ostsyrien jeden Tag fort. Die Angriffe widersprechen weiterhin sowohl dem Völkerrecht, als auch dem von den USA und Russland garantierten Waffenstillstandsabkommen. Und auch hier sind es wieder die feministischen Widerstandskämpferinnen der YPJ, zusammen mit ihren Genossen der YPG und den syrischen demokratischen Kräften, die in diesem Krieg die Rechte von Frauen und queeren Menschen schützen. Die sowieso schon dramatische Anzahl an gezielten Femiziden in den kurdischen Gebieten durch den IS und Erdogan wäre ohne die Selbstverteidigung der YPJ bedeutend höher. Diese Femizide sind keine Einzelfälle, sondern haben Struktur: nicht nur in den kurdischen Gebieten und in der Türkei, sondern auch in Deutschland und Frankreich begehen Anhänger des türkischen Faschismus ungehindert Femizide. So jährt sich dieses Jahr beispielsweise der unaufgeklärte Mord an Fidan Dogan, Sakine Cansiz und Leyla Saylemez zum neunten Mal. Ihre Gesichter könnt ihr auf diesem Transparent sehen.
Diese wurden brutal vom türkischen Geheimdienst in Paris getötet – auch dies ohne großen Aufschrei europäischer Regierungsvertreter*innen. Obwohl solche Femizide und militärische Angriffe fast täglich erfolgen, hat es bisher keinerlei offizielle Stellungnahme von anderen NATO-Staaten gegeben. Dieses Muster an vertuschender Regierungspolitik zugunsten des Waffenkapitals hat die grüne Außenministerin Baerbock erst vor wenigen Wochen weitergeführt, als sie die erneuten Bombardierungen von kurdischen Gebieten durch die Türkei mit keinem Wort kommentierte, nachdem sie noch im Herbst ankündigte, eine „feministische“ Außenpolitik führen zu wollen. Damit schließt sie sich an eine lange Reihe des Schweigens deutscher Regierungsvertreter*innen an.
Im Schatten des Ukraine-Krieges bombardiert Erdogan mit der NATO im Rücken weiterhin täglich Städte und Dörfer in Nordsyrien mit Kampfbombern, Kampf-Drohnen und Artillerie. Täglich werden Häuser von Zivilist*innen zerstört, sterben unschuldige Menschen. Immer wieder dreht der türkische Faschismus den Menschen der Region das Wasser ab. Deswegen fliehen auch von dort die Menschen – beispielsweise in den Nordirak, wo sie erneut türkischen Drohnenangriffen ausgesetzt sind. Von dort versuchen sie dann auf oft lebensgefährlichen Wegen nach Europa zu kommen. Während in den vergangenen Wochen und auch jetzt mehrere EU-Länder flüchtende Menschen aus der Ukraine ohne großes Zögern aufgenommen haben und ihnen schnelle und unbürokratische Hilfe entgegengebracht wurde, erinnern wir an die Geflüchteten an der belarussisch-polnischen Grenze, unter denen viele Familien sind, die vor Erdogans Kampf–Drohnen geflohen sind. Sie harren noch immer bei Minusgraden in den Wäldern im Niemandsland aus und dürfen nicht nach Polen einreisen. Es gibt dort zahlreiche Kältetote: vor allem Frauen und Kinder. Wo ist die große Bereitschaft der deutschen, der europäischen Bevölkerung diesen Menschen zu helfen, wie sie es gerade bereitwillig für die geflüchteten Menschen aus der Ukraine tun? Der Umgang mit der Aktuellen Fluchtbewegung aus der Ukraine zeigt, dass es sichere Fluchtrouten und eine unkomplizierte Aufnahme von Geflüchteten in Europa geben kann und dass den Menschen, die aus Kriegsgebieten fliehen müssen ein Recht auf Asyl zusteht. Warum nicht immer so? Warum wird zwischen den Schutzsuchenden differenziert? Wird ein Angriffskrieg, der darauf zielt, Nachbarländer zu annektieren, weniger verwerflich, wenn ihn ein NATO-Land führt? Es darf keine Geflüchteten 1. und 2. Klasse geben. Geflüchtete müssen, wie jetzt im Falle der Ukrainerinnen, schnelle und unbürokratische Hilfe bekommen – egal ob sie vor Erdogans oder Putins Bomben fliehen. Während Deutschlands Außenministerin Baerbock klare Worte gegen Putins Regierung (Russische Regierung) findet, bleibt diese Entschiedenheit gegenüber dem Mit-NATO-Staat Türkei bedauernswerter weise aus. Anstatt Forderungen nach einem Angriffstopp der türkischen Truppen und Luftwaffe in Nordsyrien zu stellen, bedankt sich Baerbock beim türkischen Außenminister für die „starke deutsch-türkische Partnerschaft“. Und das von der Außenministerin, die eine „feministische Außenpolitik“ betreiben will? Was ist feministisch an der unkommentierten, der ungehinderten Bombardierung Rojavas?
Im Gegensatz zum grünen Feminismus von Baerbock ist unser Feminismus international und antikapitalistisch, deshalb fordern wir:

  • ein sofortiges Ende von Waffenlieferungen an die Türkei.
  • Wir fordern den Abzug des türkischen Militärs aus Nordsyrien, sowie eine Flugverbotszone für türkische Kampfflugzeuge über Nordsyrien.
  • Wir fordern das sofortige Aufheben des PKK-Verbots und ein Ende der Kriminalisierung und Abschiebung kurdischer Aktivist*innen in und aus Deutschland.
  • Wir fordern von euch, euch aktiv zu informieren und Aufmerksamkeit für die feministische Revolution in Rojava zu schaffen.
  • Wir fordern praktische Solidarität mit den Menschen in Rojava durch finanzielle und anderweitige Unterstützung.
  • Wir fordern angemessene Konsequenzen für Erdogan für seine zahlreichen Brüche mit dem internationalen und Menschenrecht.
  • Wir fordern die sofortige Freilassung von Abdullah Öcalan.
  • Wir fordern die sofortige und unbürokratische Aufnahme von Geflüchteten aus Kriegsgebieten aller Welt.
    Lasst uns gemeinsam für den Feminismus kämpfen – in Rojava und überall: Denn wie Öcalan sagt, eine Gesellschaft kann nicht frei sein, wenn die Frauen nicht frei sind. Lasst uns Erdogan, dem IS und allen anderen patriarchalen Institutionen zeigen: Der Feminismus lebt überall, wo wir sind, weit über Rojava hinaus und das lässt sich nicht verhindern

Rede zur Kundgebung zu 150 Jahren §218 am 15.05.21 in Heidelberg

Liebe Freund*innen, Mitstreiter*innen und Passant*innen,

Ist es nicht seltsam, dass genau die Frau, die einst sagte, dass auf Kinder und Frauen an der Grenze geschossen werden soll, eine schillernde Abtreibungsgegner*in ist? “Beim Marsch fürs Leben”, marschierte die AFD-Frontfrau Beatrix von Storch Seite an Seite mit jenen Menschen, die sich selbst als Lebensrechtler*innen bezeichnen. Sollten wir das nicht für widersprüchlich halten?

Die Bewegung der Abtreibungsgegner*innen wird in ihrer politischen Strategie oft unterschätzt. Sie bedient sich zahlreicher Mittel, um zu schikanieren und falsche Informationen zu verbreiten. Oft bezeichnen sie sich selbst als besorgte Menschen, denen es um das Wohl der Mutter und des Kindes geht – das kommt leider an; auch in der Politik. Ich möchte euch heute ein Bild davon geben, wer sie sind, wieso wir sie nicht unterschätzen sollten und am wichtigsten: was wir gegen sie und ihren Einfluss tun können.

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Bericht zu sexueller Belästigung und Gewalt an der Universität Heidelberg veröffentlicht.

Studierende der Universität Heidelberg haben eine Umfrage zu sexueller Belästigung und Gewalt unter Studierenden sowie in Beziehung zu Lehrenden derselben Institution untersucht. Herausgekommen ist ein Bericht, der zeigt, was schon lange befürchtet wird.

Zwar wird mehr und mehr anerkannt, dass Frauen* es schwer haben, eine akademische Laufbahn bis zur Professorin* zu durchlaufen. Aber in dieser Studie wird ein Blick auf das alltägliche, von Sexismus geprägte Leben an der Universität geworfen.

Die Umfrage wurde von Studierenden an dem Institut für Ethnologie, dem Südasien-Institut und dem Center für Transkulturelle Studien in Heidelberg selbstverständlich anonym durchgeführt. Leider sind Universitäten nicht gerade positiv dabei aufgefallen, sich selbst zu studieren und zu reflektieren. So wird auch im dazugehörigen Podcast von den forschenden Studierenden ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Support sich nur durch vereinzelte Personen an der Universität auszeichnete. Tatsächliche strukturelle Schritte beschränkten sich auf die Verbreitung der Umfrage durch oben erwähnte Institute und deren Anhörung des studentischen Projekts sowie der erschreckenden Ergebnisse. Doch Konsequenzen folgten bisher nicht – z.B. zeigen die Ergebnisse, dass eine universitätsweite Studie dringend notwendig ist.

Noch besser wäre eine Studie, die bundesweit Anwendung finden kann! Zahlreiche Studierende berichten über sexuelle Belästigung im Seminar, auf Institutsfeiern, etc. Auch Schilderungen von körperlicher Gewalt bis hin zur Vergewaltigung sind dabei. Letztlich war die Umfrage auch aus der Situation entstanden, dass 2018 eine Kommilitonin einen Kommilitonen wegen Vergewaltigung angezeigte. Wer sich ein wenig damit auskennt, weiß wie schwierig es ist, eine Vergewaltigung anzuzeigen noch diese juristisch anerkannt zu haben. In diesem Fall trat das Typische ein – Indizien waren nicht genug, andere zweifelten an der Tat und letztlich konnte der Student unbehelligt weiter studieren, während das Opfer auf unbestimmte Zeit pausierte. Das Institut sah sich nicht in der Verantwortung Aber die Vergewaltigung passierte im Rahmen einer Institutsfeier und letztlich handelt es sich um einen gemeinsamen Arbeitsplatz, an dem Opfer und Täter aufeinandertreffen. In Deutschland tun sich Universitäten generell sehr schwer mit diesen Problemen und noch mehr, wenn diese außerhalb eines Seminars oder einer Vorlesung stattfinden. Aber eine Universität lebt eben nicht nur davon. Sie lebt von der Interaktion der Studierenden und Lehrenden und sexistische Gewalt zu ignorieren – ganz zu schweigen von rassistischer* – schließt Menschen auf Dauer aus und unterdrückt sie.

Ein Manko haben wir aber an der Studie. Die Gewalt wurde nicht danach aufgeschlüsselt, welches Geschlecht sie angewendet oder erfahren hat. Auch wenn Geschlecht konstruiert ist, werden diese Vorstellungen in der Gesellschaft realisiert und bei Sexismus bedeutet das: Strukturelle Ungleichheit gegenüber Frauen*, von der Männer grundlegend profitieren. Aus vielen qualitativen Kommentaren, die wir begrüßen, lässt sich rauslesen, wen es betroffen hat: Menschen, die als Frauen identifiziert werden oder sich als diese identifizieren. Wir würden uns freuen, wenn das im Nachhinein noch aufgeschlüsselt werden kann. Aber festzuhalten bleibt: es ist die erste Studie dieser Art, durchgeführt von Studierenden in eigener Mühe und es sollten dringend weitere folgen!

Daher eine Bitte: Verbreitet diese Studie und dieses Engagement! Gebt es an eure Universitäten weiter – sorgt dafür, dass es Thema wird! Teilt es über die sozialen Medien, verbreitet Informationen über Flyer oder Poster dazu. Fragt den StuRa/AStA, ein Referat, eine Hochschulgruppe nach Support oder gründet selbst eine feministische Initiative.

Lasst es glitzern, lasst es knallen – Sexismus in den Rücken fallen!

* Das Antirassismus-Referat des Studierendenrats Heidelbergs steht allein da. Unterstützung und Forschung durch Dozierende oder nicht-studentische Unistrukturen fehlen.

Gemeinsam für das Nordische Modell und die Freierbestrafung

Im Folgenden haben wir den ArtikelProstitution ist Gewalt gegen uns Frauen” aus der Stadtredaktion für euch verlinkt, da er unserer Meinung nach einen gelungenen Einblick in die Machtmechanismen der Prostitution gibt und den Freier in seine Schranken weist.

https://www.die-stadtredaktion.de/2020/04/rubriken/gesellschaft/prostitution-ist-gewalt-gegen-uns-frauen/

A+C-Kneipe am 28.02.2020 19.30h – Gewalt an Frauen*

Wir laden ein zur ersten Kneipe im neuen Jahr, mit der wir uns auf den Frauenkampftag am 8. März vorbereiten.

Gewalt an Frauen* spiegelt das androzentrische Weltbild unserer patriachalen Gesellschaft in einer erschreckenden Deutlichkeit wider. Sie dringt in jegliche Lebensbereiche ein und bestimmt das alltägliche Leben von vielen Frauen* das der Gewalt gegen Frauen* fast schon immanente Schweigen verunmöglicht nicht nur die Verarbeitung des Erlebten, sondern auch den obligaten Kampf gegen Gewalt.

Nach einem kurzen Input wird der Spielfilm “Alles ist gut” gezeigt, sowie darüber diskutiert.

“Alls ist gut… so zumindest der Eindruck, den Janne vermitteln möchte. Aber nichts ist gut. Nicht, seitdem ihr neuer Chef ihr seinen Schwager Martin vorgestellt hat, der sie am Abend ihres Kennenlernens vergewaltigt. Danach lässt Janne erst mal alles seinen gewohnten Gang gehen – wenn man die Dinge nicht zum Problem macht, hat man auch keins. Doch ihr Schweigen über den Vorfall weicht nach und nach einer stillen Ohnmacht. Bis Janne ihr Leben und die Liebe zu ihrem Freund Piet langsam entgleiten.”

Die Türen zur Kneipe sind geöffnet ab 19.30h im Café Gegendruck | Fischergasse 2, Heidelberg-Altstadt



Von sexueller Belästigung bis Femizid

Von sexueller Belästigung bis Femizid – Vortrag und Diskussion über Gewalt gegen Frauen und Mädchen in Deutschland

Wann: Samstag, 20.7.2019 um 16 Uhr
Wo: Luthersaal der Luthergemeinde Worms, Friedrich-Ebert-Straße 45

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Organisiert von der Interventionistischen Linken Rhein-Neckar.  Die Veranstaltungsbeschreibung ist ihrer Homepage entnommen:

Täglich werden Frauen in Deutschland sexuell belästigt und vergewaltigt. Bei einer Studie aus dem Jahr 2004 gaben 40 % der befragten Frauen an im Laufe ihres Lebens körperliche oder sexualisierte Gewalt erlebt zu haben. Die Dunkelziffer ist nochmal deutlich höher. Jeden dritten Tag wird in Deutschland eine Frau umgebracht. In der medialen Berichterstattung ist dabei in der Regel die Rede von “Familientragödien”, „Beziehungstaten“ oder “Eifersuchtsdramen” und nicht von “Femiziden”, also Morden an Frauen. Man kann sagen: Die Gewalt gegen Frauen ist Alltag, nicht jedoch deren Skandalisierung.

In der Öffentlichkeit werden insbesondere Taten durch sogenannte Nicht-Deutsche thematisiert. Das wiederum spielt rechten Gruppierungen in die Hände, die solche Vorkommnisse für sich instrumentalisieren. Doch das Problem “Gewalt gegen Frauen” ist nicht importiert, sondern strukturell in der deutschen Gesellschaft verankert.

In ihrem Vortrag gehen die beiden Referentinnen der Frage nach, welchen Gewaltformen Frauen und Mädchen in Deutschland ausgesetzt sind und wie dies im Zusammenhang mit gesamtgesellschaftlichen Strukturen steht. Vertiefend analysiert werden sollen dabei folgende Fragen:

• Wer sind die Täter*innen und wer die Betroffenen?
• Wie ist die Gesetzeslage in Deutschland und in welchem Rahmen wird gegen Gewalt gegen Frauen gekämpft?

Aufbauend darauf soll es Raum geben, die Zusammenhänge zwischen gesetzlichen Rahmenbedingungen und patriarchalen Gesellschaftsstrukturen kritisch zu diskutieren.

Internationaler Frauenkampftag!

Auch in Heidelberg heißt es am 8. März wieder:

Heraus zum Internationalen Frauenkampftag!

Mit einer Bündnisdemo werden wir unsere feministische Forderungen auf die Straße tragen.F-KT_Flyer_A5_vor_2019

Wann: Freitag, 8. März 2019 – 17.00 Uhr
Auftakt: Stadtbücherei Heidelberg

Die Facebook-Veranstaltung findet ihr hier!

Aufruf:

In vielen westlichen Industrieländern hat sich in Sachen Gender und sexueller Selbstbestimmung einiges getan (Wahl des Geschlechts im Pass, Ehe für alle, Adoptionsrecht etc.). Darüber freuen wir uns selbstverständlich, auch wenn wir wissen, dass trotzdem noch Vieles zu tun bleibt.
Wir wissen auch, dass die neu gewonnenen, einklagbaren Rechte mit dem Erstarken faschistischer und religiös-fundamentalistischer Bewegungen und Regierungen nicht nur in Europa mehr als brüchig sind. Wir wissen aber auch, dass diese Freiheiten und Rechte für den übergroßen Teil der Frauen in ökonomisch abhängigen und abgehängten Gruppen, Klassen und Regionen nicht gelten.

Unser Feminismus ist antirassistisch. In den letzten Jahren ist es häufig gelungen, den Kampf gegen frauenfeindliche Gewalt rassistisch aufzuladen. Dagegen setzen wir uns entschieden zur Wehr.

Wir sind solidarisch mit Frauen auf der ganzen Welt, die gegen ihre Unterdrückung und für ihre Befreiung aus ökonomischen und patriarchalen Gewaltverhältnissen kämpfen.
Der Kampf für die Befreiung der Frauen ist für uns ein Kampf gegen den patriarchalen Kapitalismus, der die Grundlage der gegenwärtigen Machtverhältnisse bildet.

Darum demonstrieren wir am 8. März, am Internationalen Frauenkampftag, für unsere Rechte – demonstriere mit uns!

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