14.05.2024 19:00 Uhr | Das Ende der Unsichtbarkeit – Lesung mit Hami Nguyen

14.05.2024 | Gebäude 4130, Hörsall 010.01.05 | Voßstr. | 19:00 Uhr

„Wie fühlt es sich an, aufgrund seines Aussehens ausgegrenzt zu werden? Wie kann eine Familie in Deutschland ankommen, wenn sie auf gepackten Koffern leben muss, in der Angst, abgeschoben zu werden? Wie kann ein Kind einfach Kind sein, wenn die ersten Erinnerungen geprägt sind von Sorge, Scham und Traurigkeit? Wenn es nicht im Kindergarten war, kein eigenes Bett besaß?

In diesem persönlichen Buch verhandelt Hami Nguyen die Themen Rassismus und Klasse am Beispiel ihrer eigenen Lebensgeschichte. Anti-asiatischer Rassismus wird in der Debatte oft ausgeklammert, weil asiatisch gelesene Menschen als »angepasst« gelten. Sie sind unsichtbar. Die Geschichten der vietnamesischen Migrant:innen in Deutschland sind kaum erzählt – dabei sind sie ein Teil der deutschen Geschichte.“

© ULLSTEIN Buchverlag


15.Dezember 19:30 | KNEIPE “Emanzipatorischer Kulturabend”

Wir laden dazu ein, gemeinsam einen Abend mit emanzipatorischer Musik, Gedichten, Geschichten und Tanz zu gestalten – denn auch die Ermutiger*innen brauchen Ermutigung!

wichtig: Die geplante Veranstaltung mit Hami Nguyen muss leider auf das nächste Jahr verschoben werden. Weitere Infos dazu folgen bald.

Wir wollen in diesen düsteren Zeiten unsere solidarischen Beziehungen stärken und gemeinsam einen schönen, ermutigenden Abend verbringen. Dazu laden wir Euch ein, Eure Lieblingsgedichte, Lieder, Instrumente, Tänze und Geschichten mitzubringen. Ob die Gefängnisbriefe von Rosa Luxemburg, die Gedichte von Bell Hooks und von Semra Ertan, die Lieder von Berthold Brecht oder gemeinsames Govendtanzen – emanzipatorische Kultur und Geschichte ist vielfältig und bunt. Wir wollen sie uns zusammen in Erinnerung rufen und Kraft daraus ziehen, dass wir, solidarische Menschen, die trotz alledem kämpfen, schon immer waren und gemeinsam hier sind.

Falls ihr euch krank fühlen solltet, bleibt bitte daheim. Wir freuen uns, wenn ihr euch vorher testet – wir werden auch Schnelltests vor Ort haben.

Zitat von Rosa Luxemburg: “So ist das Leben und so muss man es nehmen, tapfer, unverzagt und lächelnd – trotz alledem.”

13.November 19 Uhr | “Männlichkeit verraten!” – Buchlesung und Diskussion mit Kim Posster

Mendelejewplatz 1, HD Rohrbach

Kim Posster stellt sein Buch “Männlichkeit verraten! Über das Elend der ‚Kritischen Männlichkeit‘ und eine Alternative zum heutigen Profeminismus” vor.

Wie lässt sich „die Männerfrage“ emanzipatorisch beantworten? Das Verhältnis von Männlichkeit, Männern und Feminismus wird so intensiv diskutiert, wie seit fast 20 Jahren nicht mehr. Konzepte wie ‚Profeminismus‘ und die Geschichte der antisexistischen Männerbewegung werden wiederentdeckt und sollen neu belebt werden. Besonders das Schlagwort ‚kritische Männlichkeit‘ versammelt neue Ansätze und Gruppen, die das Verhältnis von Männlichkeit und feministischer Kritik bestimmen und praktisch angehen wollen. Was eigentlich Grund zur Hoffnung geben sollte, stellt sich bei genauerem Hinsehen aber oft als bloße Fortsetzung der Katastrophe heraus.

Denn die neu entflammte Debatte und Praxis zur Kritik an Männlichkeit wird von popfeministischer Lebensberatung, dem innerlichen Moralismus des Privilegiencheckens und dem verzweifelten Versuch dominiert, cis Männern feministische Kritik irgendwie schmackhaft zu machen. Vor allem das, was unter dem Label ‚kritische Männlichkeit‘ geschieht, ist nicht viel mehr als ein hoch individualisiertes Programm zur Resouveränisierung verunsicherter (cis) Männer. Feministische Kritik wird sich dafür im schlechtestmöglichen Sinne einverleibt, damit ihre Konsequenzen weiter ausgesessen und unterlaufen werden können – nur diesmal mit dem ‚korrekten‘ Vokabular und einer profeministischen Pseudo-Praxis.

Männlichkeit verraten! bricht mit allen Versuchen der einhegenden Versöhnlichkeit und geht in die Konfrontation. Der provokante Essay ist das Ergebnis von über fünf Jahren Frust, Enttäuschung und analytischer Wut über (eigene) Männlichkeit; darüber, wie sie in der Linken herrscht und wie gerade der neue Profeminismus auf sie eingeht. Er verbindet dafür Beobachtung und Polemik, Analyse und Intervention, Theorie und Praxis – in der Hoffnung auf eine organisierte Männlichkeitskritik, die Männlichkeit weder erkunden noch stärken will. Stattdessen soll sie organisiert und institutionalisiert zum konkreten Problem gemacht werden, zu dem die real existierenden Männer ein bewusstes und politisches Verhältnis einnehmen müssen.

Kommt vorbei, bringt v.a. auch eure männlichen Friends mit und diskutiert mit uns gemeinsam zum Buch. Wir freuen uns auf euch!

Hier geht´s zum Buch: https://neofelis-verlag.de/verlagsprogramm/wissenschaft/politik-debatte/1078/maennlichkeit-verraten

20. Oktober 19:30 Uhr | KNEIPE Fünfundfünzigtausendschuß* – Nazis und rechte Netzwerke in den deutschen “Sicherheitsbehörden”

Wir veranstalten am Freitag, den 20. Oktober um 19:30 Uhr unsere Kneipe im Rabatz.

Dabei werden wir uns mit der Broschüre “Fünfundfünzigtausendschuß* – Nazis und rechte Netzwerke in den deutschen “Sicherheitsbehörden” beschäftigen, die von einem Genossen der Kampagne “Entnazifizierung jetzt!” vorgestellt wird:

Seit dem 8. Mai 2020 hat die Kampagne „Entnazifizierung Jetzt!“ annähernd 900 Skandale von Nazis und Rassist*innen in den deutschen „Sicherheitsbehörden“ gesammelt und in der Broschüre „Fünfundfünfzigtausend Schuss“ veröffentlicht. Während rechte und konservative Brandstifterinnen diese Skandale durch das Einzelfall-Märchen verharmlosen, zeigt die Recherchearbeit auf, dass es sich um ein strukturelles Problem in historischer Kontinuität handelt.

In unserer Kneipe,
die jeden zweiten Monat freitags stattfindet, wird die Recherche vorgestellt.
Kommt vorbei!

Wir freuen uns, wenn ihr euch testet, bevor ihr kommt. Wir haben Tests vor Ort.

Hier findet ihr unser Plakatdesign zum Selbstausdrucken und Aufhängen.

Redebeitrag zum Safe-Abortion-Day 2023

Liebe Genoss*innen, Freundinnen und Freunde, liebe Zuhörer*innen,

ich zitiere: „Wer eine Schwangerschaft abbricht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“ So lautet auch 2023 noch der Beginn des Paragraphs 218 im deutschen Strafgesetzbuch.

Wie viele Feminist*innen vor uns, und neben vielen – durch andere Paragraphen –  entrechten Schwestern weltweit, sagen wir:

Es ist an der Zeit, diese jahrhundertealte patriarchale Gesetzgebung abzuschaffen!

Auch wollen wir an all die denken, die dem Verbot der Abtreibung zum Opfer gefallen sind:

Sei es durch Komplikationen aufgrund falsch durchgeführter Abbrüche oder wegen Verletzungen durch unsichere und gefährliche Methoden und Umstände.

Auch denken wollen wir an die, die sich in der Verzweiflung aufgrund einer unerwünschten und fremdbestimmten Schwangerschaft entschieden haben, nicht mehr unter uns sein zu können.

In von Männern dominierten Gesellschaften, bei uns aber auch anderswo, wird Frauen systematisch Gewalt angetan. Immer geht es darum, Frauen in ihrem Leben einzuschränken, ihnen ihre Selbstbestimmung zu nehmen.

Und Warum? Weil freie Frauen gefährlich sind. Sie sind gefährlich für die Macht- und Herrschaftsansprüche von Männern. Die Kontrolle über den Körper von Frauen war schon immer ein Herrschaftsinstrument – das reicht von den mittelalterlichen Hexenverfolgungen über die Gesetze, die Frauen lange Zeit in private Haushalte verbannten, bis zum Verbot von Abtreibungen, das bis heute in vielen Ländern gilt.

Verbote führen nicht zu weniger Abtreibungen. Abtreibungen hat es immer gegeben, und es wird sie immer geben. Sie zu verbieten hat Folgen für die Betroffenen: Für den Eingriff ins Ausland zu reisen ist teuer und aufwendig. Wenn Ärzt*innen trotz Verbots Abtreibungen durchführen, gehen sie ein hohes Risiko ein.

Und es steigt die Gefahr von Komplikationen, wenn Schwangere unter Druck selbst abtreiben. Der Drahtkleiderbügel ist hierfür ein schmerzliches Symbol: Ihn sich selbst einzuführen ist eine gefährliche Methode, die Frauen immer wieder angewandt haben, um selbst abzutreiben.

Die polnische feministische Aktivistin Karolina Więckiewicz [Witz-keh-witsch] sagt:

Eine Person, die nicht schwanger sein will, dazu zu zwingen, schwanger zu bleiben, ist Folter. Wer Abtreibungen verbietet, nimmt bewusst in Kauf, dass Frauen körperlich und psychisch leiden. Sie nehmen in Kauf, dass Frauen im Extremfall sterben. Wer Abtreibungen verbietet, tut Frauen systematisch Gewalt an!

Darum sagen wir heute, am Safe Abortion Day: Es muss endlich Schluss sein damit! Unsere Körper gehören uns. Darüber, ob eine Schwangerschaft beendet wird, entscheidet die Schwangere selbst – kein religiöser Vertreter und kein Staat hat sich da einzumischen!

Jede dritte Frau macht in ihrem Leben die Erfahrung, ungewollt schwanger zu werden. Fast jede von uns kennt die Angst davor. Immer noch müssen Frauen die Kosten für einen Abbruch selbst übernehmen oder im Fall von Armut die Kosten durch aufwändige Anträge erstatten lassen. In der anstrengenden Situation einer ungewollten Schwangerschaft legt unser System Frauen systematisch zusätzlichen Mental Load in den Weg und macht es für sie unnötig schwer.

Wir fordern Reproduktive Gerechtigkeit für alle!

Das heißt auch, dass wir Fragen rund ums Kinderkriegen und Mutter- oder Elternschaft nicht als rein individuelle Entscheidungen betrachten, sondern immer auch die politischen und sozialen Rahmenbedingungen mitdenken müssen. Es wird sich nicht im luftleeren Raum für oder gegen Mutterschaft oder Elternschaft entschieden!

Daher fordern wir die Schaffung von ökonomischen Bedingungen, unter denen alle Menschen die freie Entscheidung zu einer Elternschaft haben, unabhängig von ihrer finanziellen Lage. Umverteilung jetzt!

Zu dieser Umverteilung gehört die Reproduktionsarbeit in unserer Gesellschaft:

Das Füreinander-Sorgen muss endlich als gesamtgesellschaftliche und wesentliche Aufgabe anerkannt und ausgestaltet werden. Das bedeutet eine kollektive und solidarische Organisierung von Care- und Sorgearbeit.

Reproduktive Gerechtigkeit zu fordern, bedeutet auch dagegen zu kämpfen, dass behinderten Menschen die Entscheidung zur Schwangerschaft oder Elternschaft vielerorts immer noch verwehrt wird!

Wir fordern selbstredend die Abschaffung des Paragraphen 218.

Wir fordern die uneingeschränkte Möglichkeit, sich gegen eine Schwangerschaft entscheiden zu können, durch sichere kostenlose Verhütungsmittel. Durch legale, flächendeckende und kostenfreie Abtreibungsmöglichkeiten für alle.

Wir fordern das Recht, schwanger zu werden und in sicheren und selbst gewählten Umständen zu gebären.

Wir fordern einen niederschwelligen Zugang zu gesundheitlicher Vorsorge und Aufklärung. Die Angebote müssen frei zugänglich sein und selbstbestimmt gewählt werden können!

Wir kämpfen gemeinsam nicht nur für ein paar Verbesserungen für wenige, sondern für ein gutes und selbstbestimmtes Leben für alle!

Redebeitrag zur GEAS-Reform bei der Demo der Seebrücke HD am 20.06.23

  1. Was bedeutet die GEAS-Reform konkret für Menschen auf der Flucht?

Dazu möchten wir zunächst die grausame Fluchtroute, die viele Menschen aus beispielsweise West- und Ostafrika auf sich nehmen müssen, skizzieren: Menschen sind gezwungen, ihr Zuhause, ihr vertrautes Umfeld zu verlassen. Die Fluchtursachen werden dabei mehrheitlich durch den globalen Norden ausgelöst. Kriege werden mit den Waffen geführt, die Deutschland zum Exportweltmeister machen. Dürren und Überflutungen sind direkte Folgen von deutschem Kohleabbau. Unser kompletter Lebensstandard fußt auf der Beraubung und Ausbeutung der Menschen im globalen Süden. Menschen fliehen hiervor mit dem Ziel, dem Leid durch Krieg, Hunger und Ausbeutung zu entkommen. Dabei schaffen manche von den flüchtenden Menschen es, tausende Kilometer unter sehr prekären Umständen hinter sich zu legen, um dann in einem der vielen Foltercamps zum Beispiel in Lybien zu landen. Daraufhin entkommen einige wenige diesen Folter- und Zwangsarbeitsstätten, um über das Mittelmeer um ihr Leben zu schwimmen. Diejenigen, die überleben, kommen in Europa an, mit tief eingeschriebenen Traumata in ihren Körpern und Köpfen. Und was passiert in Europa? Sie kommen ins Gefängnis, werden von der Polizei misshandelt, müssen unter menschenunwürdigen Bedingungen in Lagern leben – das ist kein Geheimnis, wir wissen von den Verhältnissen auf Lesbos, in Calais, Ventimiglia, Bosnien und in anderen Lagern. Diese Lager sind nicht, wie es immer propagiert wird, als kurzfristiger Aufenthalt gedacht, sie bestehen seit Jahrzehnten und halten die Menschen gezielt zurück.

Bisher war diese gezielte Einknastung und der Entzug des Menschenrechts auf Asyl in Europa illegal. Die GEAS-Reform bedeutet, dass diese Menschenrechtsbrüche jetzt legalisiert sind. Flüchtende Menschen, darunter auch Kinder, haben nun in Europa faktisch kein Recht mehr auf ein sicheres Leben. Und um die Perversität dieser Reform noch zu steigern, können schutzsuchende Menschen ohne Zugang zu einem Asylverfahren nun in Staaten, in denen sie noch nie zuvor gewesen sind, abgeschoben werden. Und selbst wer den unfassbar schwierigen Weg beispielsweise bis nach Deutschland schafft, hat es bei weitem nicht geschafft, dem zerstörenden Alltag zu entkommen. Retraumatisierende Asylverfahren, drohende Abschiebungen, rassistische Diskriminierung in vielen Situationen des täglichen Lebens und berechtigte Angst vor Gewalt von Seiten der Polizei — all das ist, das wissen wir alle, Alltag, rassistischer Normalzustand.

Mit den Neubestimmungen im europäischen Asylverfahren sind die letzten Standards gebrochen, die trotz der steten Aushöhlung des Asylrechts in den letzten Jahrzehnten noch Bestand hatten. Die Reform wird in den nächsten Jahren unglaubliche Gewalt, Tod und Entwürdigung bedeuten. Alleine dieses Jahr sind schon circa 2000 Menschen bei ihrer Flucht über das Mittelmeer ertrunken. Und damit ist nur eine Route von den vielen benannt, die tödlich endet. Alle Fluchtrouten nach Europa werden noch gefährlicher, das Leid an den Grenzen Europas noch größer.

  1. Wie konnte es dazu kommen?

Seit Anfang der 90er wird das Asylrecht in Deutschland immer weiter verschärft. Dabei ist interessant, darauf zu blicken, in welchem gesellschaftlichen Klima es zu diesen Einschneidungen in Grundrechte kam. Denn schon lange vor der GEAS-Reform bestimmen rassistische Denkmuster die deutsche und europäische Asylpolitik. Anfang der 90er begehen Nazis zusammen mit Anwohner*innen in Rostock das größte rassistische Pogrom der deutschen Nachkriegsgeschichte. Dieses Pogrom reiht sich ein in die rassistischen Anschläge Anfang der 90er in Solingen, Hoyerswerda, Mölln oder Mannheim-Schönau. Der Staat schaut zu, hilft wie in Solingen teilweise mit und reagiert in den Parlamenten, indem er 1993 das Grundrecht auf Asyl massiv einschränkt. Die historische Kontinuität ist: rechte Kräft sind auf dem Vormarsch, die Regierung ist Teil davon. Außerdem haben wir in der Geschichte auch gesehen, dass Asylgesetze trotz verschiedener Parteien an der Macht in Deutschland stetig weiter verschärft werden.

Auch die menschenunwürdige GEAS-Reform setzen nicht die neofaschistische AfD und die rechte CDU durch, sondern die SPD, FDP und die Grünen. In den letzten Tagen haben grüne und sozialdemokratische Spitzenpolitiker*innen versucht, diese Reform durch Falschinformationen als „solidarische“ Lösung zu kennzeichnen. Dieser zynische Versuch, der eigenen rassistischen Politik einen humanitären Anstrich zu verleihen, ekelt uns an! Das Ganze zeigt uns außerdem erneut: wir können uns auf die herrschenden Parteien nicht verlassen! Jedoch sind es auch nicht einzelne Politikerinnen oder Faschist*innen, durch die es zu jenen menschenverachtenden Zuständen an den Außengrenzen kam. Wir leben in einem System, das ohne zutiefst ungerechte Macht- und Ressourcenverteilung entlang von Grenzen nicht existieren kann. Dabei ist genug für uns alle da, nur die Reichen können wir uns nicht leisten.

So sehr es nach Irrsinn ausschaut, dahinter steht ein logisches Denken basierend auf Grenzen. Ein Denken das ein -Wir- gegen -die Anderen- befeuert. Ein Denken, das besagt: Du dort, ich hier. Mit dieser Logik wirken Grenzen, Abschottung, Konkurrenz und Volksgemeinschaften auf uns natürlich. Diese Logik macht Nationen und Nationalitäten, Reisepässe und Visa, Waffenexporte und Profitmaximierung zu einer Selbstverständlichkeit. Es soll selbstverständlich sein, dass ein Strich auf der Landkarte darüber entscheidet, ob Menschen, die um ihr Leben schwimmen, sterben gelassen werden oder nicht. Daher gilt es für uns endlich zu begreifen, wie zufällig es ist, wo wir geboren sind, und wie zutiefst ungerecht es ist, dass manche Menschen alles besitzen und andere nichts. Grenzen und Nationen sind zerstörerisch, sie zementieren Ungerechtigkeit und Rassismus.
Wir haben also gesehen, dass es wenig Unterschied macht, was wir wählen: Das System, in dem wir leben, kann nicht ohne Menschenrechtsbrüche bestehen — egal mit welcher Regierung.

  1. Was können wir dagegen tun?

Wir können uns gemeinsam solidarisch organisieren! Die Machtlosigkeit, die viele von uns dem Ganzen gegenüber fühlen, ist politisch gewollt. Wenn es möglich ist, ausbeuterische Kapitalinteressen als unantastbar, als naturgegeben zu präsentieren, dann bietet diese Unantastbarkeit eine sehr gute Grundlage dafür, Widerstand unsichtbar zu machen. Aber wir sind hier, es gibt Widerstand. Und dieser Widerstand kann nicht hier auf einer Demo stehenbleiben. Es geht um tausende Menschenleben, es geht darum, in welcher Welt wir leben wollen. Unsere Antwort auf den rassistischen Normalzustand muss lauten: solidarische Strukturen aufbauen, die ungerechte Verteilung des Reichtums angreifen und die Festung Europa einreißen. Also organisiert euch, ob in der interventionistischen Linken, bei der Seebrücke oder in anderen Gruppen. Lasst uns gemeinsame die falsche Logik dieses Systems entblößen und so der Unantastbarkeit des Systems Kratzer verleihen.

Trotz alledem gibt es uns Hoffnung, dass wir in den letzten Wochen europaweit mit vielen Menschen und Gruppen gemeinsam auf der Straße sind und bleiben. Wir hoffen deshalb, dass wir heute nicht das letzte Mal mit euch gegen diese Politik auf der Straße sind. Lasst uns uns weiterhin und so lange wie nötig gemeinsam gegen die rassistische Asylpolitik der EU stellen! Lasst uns dabei nicht vergessen: Diese Zustände sind von Menschen konstruiert! Und das bedeutet, sie können auch von Menschen verändert werden!
In diesem Sinne: Solidarität mit allen Menschen, die sich auf der Flucht befinden!

We are here and we will fight – freedom of movement is everybody’s right!

16. Juni 19:30 Uhr | KNEIPE Die militante Antikriegsbewegung in Russland

Wir veranstalten am Freitag, den 16.06.2023 um 19:30 Uhr unsere Kneipe im Rabatz.

Dabei werden wir uns mit der (militanten) Antikriegsbewegung in Russland beschäftigen:

Was geht eigentlich bei der (militanten) Antikriegsbewegung in Russland?

In Russland brennen kriegswichtigeInfrastruktur und Rekrutierungsbüros, Züge entgleisen, Schienenanlagen werden sabotiert und Menschen versammeln sich zu Streiks und Demonstrationen.

Nach den heftigen Repressionen gegen die Versammlungen auf Russlands Straßen hat sich der Widerstand verstärkt dezentralisiert – es haben sich Gruppen im Untergrund gebildet, die auf Brandanschläge und Sabotage setzen. In Deutschland bekommt man davon nicht wirklich was mit.

Das wollen wir ändern!

Kommt bitte getestet! Zur Not haben wir auch Tests vor Ort.

Wir freuen uns auf euch.

Redebeitrag zum 5.Mai: Protesttag der Behindertenrechtsbewegung

Ein Plakat mit der Aufschrift “SELBST-BE-STIMMEN” liegt auf dem Boden.

[Den Redebeitrag findet ihr hier in leichter Sprache bei unseren Freunden von Fytili]

Liebe Menschen,

wir sind von Akut+C, der Interventionistichen Linken und sind heute hier, um die ableistischen Barrieren in unserer Gesellschaft mit euch gemeinsam aufzubrechen. Als Feminist*innen möchten wir über die Mehrfachdiskriminierung von behinderten und neurodiversen Menschen sprechen. Wir müssen aber auch darüber sprechen, sich im Feminismus gezielter mit Ableismus zu beschäftigen. Sonst gibt es keine Gerechtigkeit für alle.

Liebe Menschen,

Obwohl es alle Lebensbereiche, den eigenen Körper, die eigene Psyche betrifft und unser Verhalten bestimmt, reden wir zu wenig darüber. Das dahinter liegende Wertesystem wie ein Mensch auszusehen hat ist so tief in uns verankert, das wir die sexistischen und ableistischen Zustände als Normalität betrachten. 

Wir müssen aber verstehen, wie kapitalistische Vorstellungen unsere Gesellschaften bestimmen. Denn sowohl Alter, körperliche Verfassung, Gesundheit und Geschlecht werden immer bedeutsamer und entscheiden über die Verteilung von Ressourcen. Daher wollen wir die Reproduktion dieser Wertvorstellungen und Barrieren infrage stellen. 

Wenn wir über Menschen mit „besonderen Bedürfnissen“ müsste eigentlich nach kurzer Zeit klar werden das wir über die Grundbedürfnisse jedes Menschen sprechen!! Etwa den Zugang zu einem Gebäude, zu Arbeit, Bildung, Privatsphäre, Hygiene, Versorgung, Sex. Aber selbst darüber Entscheidungen zu treffen oder unabhängig zu sein wird systematisch Frauen, Lesben, Intergeschlechtliche, Nicht-binäre, transidente, agender Personen mit und ohne Behinderung enorm erschwert.

Wir möchten einige Beispiele nennen.

Als behinderte und neurodiverse Person wird man schon im Alltag, in der Schule, in den Behörden oder im Berufsleben nicht ernst genommen und an den Rand der Gesellschaft gedrängt. 

Dabei spielt auch das zugeschriebene Geschlecht eine Rolle. 

Bei FLINTA* liegt die soziale Hauptverantwortung. Sie sind es die sich in erster Linie um die emotionale und körperliche Gesundheit anderer kümmern sollen. Wenn sie dann neben dieser ganzen Arbeit noch einem bezahlten Beruf nachgehen, werden sie auch noch schlechter bezahlt. Viele FLINTA* mit Behinderungen erleben oft auch eine Entsexualisierung. Das heißt sie werden nicht als Mensch mit Geschlecht wahrgenommen. Ihnen wird ihre Sexualität und Autonomie selbst über ihr Geschlecht zu entscheiden, genommen. Besonders heftig ist, das Frauen mit Lernschwierigkeiten, die in Einrichtungen leben, häufiger sterilisiert sind, auch wenn sie wenig oder keine sexuellen Kontakte haben. Ob die Frauen immer wissen, dass sie infolge der Verhütungspraxis keine Kinder bekommen können, ist unklar. Vielen von ihnen ist jedoch sehr deutlich, dass ihre Eltern nicht wollen, dass sie Kinder bekommen. Nahezu die Hälfte aller sterilisierten Frauen in Einrichtungen gaben in einer Studienauswertung an, dass der Arzt/die Ärztin oder die Betreuungsperson gesagt habe, sie sollten sich sterilisieren lassen. Eine „informierte und freiwillige Zustimmung“ darf infolge dieser Ausführungen in vielen Fällen bezweifelt werden.

FLInTA erleben oft Gewalt, die sich in unterschiedlichen Formen äußert. Dazu gehören Beschimpfungen sowie körperliche und sexualisierte Gewalt. Viele Menschen mit Behinderung erfahren in ihrer Kindheit und Jugend sexualisierte Gewalt. Auch Diskriminierung und Gewalt in Einrichtungen der Behindertenhilfe gehören zum Alltag vieler Menschen mit Behinderungen. Die Strukturen in den Einrichtungen und in unserer Gesellschaft fördern und begünstigen  diese Gewalt.

Auch aus der Medizin hat man gelernt, dass es abweichende Körper, ungesunde Körper, zu heilen gilt. Ein Beispiel ist die Pränataldiagnostik, also die vorgeburtlichen Untersuchungen des Embryos bzw. Fötus. Die vorgeburtlichen Untersuchungen zielen nicht darauf ab, Erkrankungen zu erkennen und behandeln zu können. Sondern es geht vor allem darum Behinderungen beim Fötus zu entdecken bzw. auszuschließen. Hier beginnen die Probleme: Denn die Entscheidungen rund um Pränataldiagnostik werden extrem individualisiert. Als einzige Alternative zum Austragen der Schwangerschaft ist in dem Fall ein Schwangerschaftsabbruch aufgrund der Behinderung. Werdende Eltern sollen „frei“ und „selbstbestimmt“ entscheiden, können es aber eigentlich nur falsch machen: Entscheiden sie sich für einen Schwangerschaftsabbruch wegen einer vorgeburtlich  diagnostizierten Behinderung, gelten sie als behindertenfeindlich. Entscheiden sie sich gegen die Inanspruchnahme von Pränataldiagnostik oder wissentlich für die Geburt eines Kindes mit Behinderung, müssen sie sich dauernd rechtfertigen und werden von der Gesellschaft allein gelassen. 

In der Gesellschaft und besonders im Gesundheitssystem herrscht nach wie vor ein fehlerhaftes Bild von Behinderung vor. Behinderung wird mit Krankheit gleichgesetzt und viele verknüpfen ein Leben mit Behinderung mit Leid und Unglück. Wer nichts leistet hat nicht das Recht zu leben – das ist ein kapitalistischer Leitspruch und wir wollen uns dem nicht beugen!

Wir müssen auch gegen den Ableismus in Räumen die sich eigentlich für Diversität einsetzen kämpfen! 

Denn in feministischen Diskursen stecken oftmals noch behindertenfeindliche Strukturen. Nur in einer intersektional-feministische Gesellschaft, können schwangere Personen auch freie selbstbestimmte Entscheidungen GEGEN die Inanspruchnahme von Pränataldiagnostik und FÜR die Geburt eines Kindes mit Behinderung treffen.

Barrierfreie Zugänge schaffen in queeren und feministische (Safer)Räume. 

Die Vorstellung das Menschen mit Behinderung leiden wird durch mangelnde oder oft schlechte Repräsentation behinderter Menschen in den Medien aufrechterhalten. Statt den Fehler im Umfeld zu suchen, wird dieser der behinderten Person zugeschrieben. Was diesen Geschichten fehlt, ist die Systemkritik. Wir wollen und müssen eine Bewegung schaffen, die sich dagegen auflehnt. Das heißt Begriffe wie Ableismus zu kennen. So wird es uns leichter fallen, das System dahinter zu verstehen und sichtbar zu machen.

Wir fordern unter anderem

  • Reproduktive Selbstbestimmung und Antiableismus zusammendenken.                  
  • Unsere Privilegien checken und unsere eigene Behindertenfeindlichkeit reflektieren.                  
  • Eintreten für eine antiableistische Gesellschaft, in der Sorgeverhältnisse nichthierarchisch und gerecht verteilt sind. 
  • Ein queeres barrierefreies Zentrum in Heidelberg!

Kneipenabend: Drei Jahre nach Hanau

17. Februar 2023, 19 Uhr
Rabatz, Rheinstraße 4

In Gedenken an Ferhat Unvar, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Vili Viorel Păun, Mercedes Kierpacz, Kaloyan Velkov, Fatih Saraçoğlu, Sedat Gürbüz, Gökhan Gültekin.
Wir wollen uns in der Kneipe am 17. Februar mit dem rassistischen Anschlag in Hanau 2020 auseinandersetzen. Gemeinsam schauen wir uns ein Video an, in dem sich die Initiative 19. Februar mit dem Ablauf vor, während und nach der Tat auseinandersetzt. Wir ergänzen dies mit den neuen Erkenntnissen aus der Aufarbeitung. Außerdem möchten wir Raum geben, um über das Gehörte, unsere Gedanken und Gefühlen dazu ins Gespräch zu kommen.
Wer möchte, kann im zweiten Teil des Abends sich für die Demo am Sonntag, den 19. Februar, vorbereiten und Plakate und Banner mit uns anfertigen. Bringt gerne Material mit!

Skip to content